T-Systems liefert solide Zahlen ab

Deutsche Telekom will bessere Ergebnisse

19.03.2004
MÜNCHEN (CW) - Die Jahresbilanz 2003 der Deutschen Telekom AG brachte solide Zahlen ans Licht. Doch der Konzern hat erst einen Teil seiner ehrgeizigen Ziele erreicht: Durch erneutes Drehen an der Personalschraube soll der Nettogewinn gesteigert werden.

Mit zufrieden stellenden Zahlen hat die Telekom laut Vorstandschef Kai-Uwe Ricke das vergangene Jahr abgeschlossen. Der Turnaround sei gelungen, das Schuldenproblem habe der Konzern besser als erwartet im Griff, und der Rekordverlust von 24,6 Milliarden Euro im Vorjahr konnte in einen Profit von knapp 1,25 Milliarden Euro gewendet werden. Überschattet wurde die Präsentation indes durch Kosten für das Mautprojekt sowie die Erkenntnis, dass die Telekom unter dem Strich zu wenig Geld einsammelt, um international in der ersten Liga um die Spitze mitzuspielen.

Folglich will Ricke an Stellschrauben im Personalbereich drehen und die Ausgaben senken. Derzeit gibt die Telekom, mit zuletzt sinkender Tendenz, rund 24 Prozent des Konzernumsatzes für Mitarbeiter aus. Angestellte, die in die Beschäftigungsgesellschaft Vivento ausgelagert sind, sollen künftig weniger verdienen; seit Ende 2002 sind rund 19000 Beschäftigte zur Agentur gewechselt, 3700 Mitarbeiter haben in der Zwischenzeit Vivento verlassen. Zudem laufen Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi darüber, ob T-Com-Mitarbeiter kürzer arbeiten und Gehaltseinbußen hinnehmen werden. Bei T-Systems seien bereits derartige flexible Arbeitszeiten möglich, hieß es.

Doch mit schlankeren Strukturen allein ist kein Staat zu machen - der Konzern braucht wieder eine Wachstumsstory. Dies betrifft vor allem das klassische Festnetz, dessen Sparte T-Com im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang um 4,4 Prozent auf 29,2 Milliarden Euro verkraften musste. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) der stärksten T-Säule wuchs nur marginal auf 10,16 Milliarden Euro. Die Erfolge im Handy-Geschäft gehen teilweise zu Lasten des Festnetzbereichs.

Die Internet-Tochter T-Online konnte zwar im vierten Quartal überraschend einen Nettoprofit von 5,4 Millionen Euro ausweisen, allerdings gründete dies größtenteils auf positiven Steuereffekten. Der Umsatz von Oktober bis Dezember stieg um knapp zehn Prozent auf 504 Millionen Euro, hier hatten sich Analysten und auch T-Online deutlich mehr erwartet. Nur rund 100000 Neukunden unterschrieben im Abschlussquartal DSL-Verträge in Deutschland, halb so viele wie im direkten Vorquartal. Im Gesamtjahr verringerte sich der Nettoverlust von 490 Millionen auf 36,7 Millionen Euro, die Einnahmen kletterten um 18 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro. An der Börse gab der Kurs des Papiers massiv nach.

In einem schwierigen Umfeld lieferte die Dienstleistungstochter T-Systems solide Zahlen ab. Der Umsatz wuchs geringfügig auf 10,6 Milliarden Euro, wobei der TK-Sektor gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent zulegen konnte. Unter Druck geriet hingegen das IT-Services-Segment: Hier verzeichnete die T-Sparte einen Rückgang der Einnahmen um 2,3 Prozent. Gut entwickelte sich hingegen das Ebitda, das um knapp 90 Prozent von 753 Millionen auf 1,4 Milliarden Euro kletterte. Die Telekom führte unter anderem ein "konsequentes Kosten-Management" als Grund für die Entwicklung an.

Summa summarum setzte der Telekom-Konzern im Jahr 2003 rund 55,8 Milliarden Euro um, vier Prozent mehr als im Vorjahr. Das Ebitda, bereinigt um Sondereinflüsse, wuchs um zwölf Prozent auf 18,3 Milliarden Euro, die Marge stieg um 2,4 Prozentpunkte auf 32,8 Prozent. Der Konzernüberschuss von 1,25 Milliarden Euro belief sich bereinigt auf etwa 200 Millionen Euro: Hier wirkt sich auch das Toll-Collect-Projekt mit einer Belastung von 442 Millionen Euro negativ aus, die das Ergebnis des Abschlussquartals auf minus 364 Millionen Euro gedrückt hat.

Außenstände im Griff

Der Schuldendienst der Telekom - Übernahmen und UMTS-Lizenzen hatten unter anderem den Berg anwachsen lassen - läuft derweil besser als befürchtet. Ende des Jahres hatte der Konzern Außenstände von 46,6 Milliarden Euro, zwölf Monate zuvor waren es noch 14,5 Milliarden Euro mehr gewesen. Analysten hatten lediglich darauf spekuliert, dass die Telekom die Schulden auf unter 48 Milliarden Euro drücken kann. Ein Grund für die Verbesserung war der freie Cash-flow, der auf 8,3 Milliarden Euro gestiegen ist.

An der Börse stießen die Zahlen nur auf wenig Gegenliebe, allerdings war der Kapitalmarkt in einer schwachen Verfassung. Die Aktie des Carriers gab deutlich nach, was auch an der Ankündigung lag, frühestens 2004 eine Dividende auszuzahlen. (ajf)

Hoffnungsträger T-Mobile

T-Mobile International, die Dachorganisation aller T-Mobile-Landesgesellschaften, hat sich positiv von ihren Konzernschwestern abgehoben. Das Unternehmen beendete das Geschäftsjahr 2003 in sämtlichen Märkten mit Zuwächsen beim Umsatz sowie dem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). T-Mobile nahm vergangenes Jahr 22,8 Milliarden Euro ein und verzeichnete damit gegenüber 2002 ein Plus von 15,4 Prozent. Damals hatte der Umsatz 19,7 Milliarden Euro betragen. Das Ebitda ohne Sondereffekte verbesserte sich um 32,4 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro, die Ebitda-Marge stieg um knapp vier Prozentpunkte auf 29,3 Prozent.

Das Nettoergebnis gab die Telekom-Tochter mit 831 Millionen Euro an. Vergangenes Jahr hatte das Unternehmen aufgrund hoher Sonderbelastungen noch einen Verlust von 23 Milliarden Euro ausgewiesen. Die Kundenzahl der Mehrheitsbeteiligungen von T-Mobile International wuchs von 53,9 Millionen auf 61,1 Millionen Teilnehmer. Einen Partner in den USA braucht T-Mobile derzeit nicht, sagte Konzernchef Kai-Uwe Ricke.

Abb: T-Turnaround

Insgesamt entwickelte sich die Telekom im Geschäftsjahr 2003 solide, auch wenn es noch Problemzonen im Konzern gibt. Quelle: CW