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Deutsche Telekom: Weitere Hindernisse auf dem Sparkurs

23.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Deutsche Telekom fällt es (noch) schwerer als erwartet, den von Interimschef Helmut Sihler geplanten Schuldenabbau zu realisieren. So wird das Bonner Unternehmen zum 30.September den niederländischen Mobilfunkanbieter Ben vollständig übernehmen. Die Telekom zahlt nach eigenen Angaben für die restlichen 50 Prozent der Ben-Anteile (plus eine Aktie) 1,7 Milliarden Euro an die drei Gesellschafter Belgacon, TDC und Credit Suisse First Boston (CSFB). Außerdem muss der Konzern Kredite in Höhe von 300 Millionen Euro übernehmen.

Presseberichten zufolge hatte Sihlers Vorgänger Ron Sommer bereits vor zwei Jahren die Optionen auf die vollständige Übernahme ausgehandelt, die Transaktion wäre spätestens im kommenden Frühjahr fällig gewesen. Um bei der Bekanntgabe der Ergebnisse für das dritte Quartal und des Sanierungsplans im November alle Risiken abgebildet zu haben, zog die Telekom ihre Option nun vor und nahm dabei zusätzliche Zinsen für ein halbes Jahr in Kauf.

Ben ist mit 1,4 Millionen Kunden der drittgrößte Mobilfunkanbieter in den Niederlanden nach KPN Mobile mit 5,18 Millionen und Vodafone mit rund 2,2 Millionen Abonnenten. Laut T-Mobile hat sich das defizitäre Unternehmen in den vergangenen Jahren beim Kundenwachstum und der Servicequalität prächtig entwickelt. Dennoch müsste die Telekom rund 3,2 Milliarden Euro in Ben investieren, um den Betreiber zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten auszubauen. Ein möglicher Plan sieht vor, mit dem Geld weitere Abonnementen und insbesondere Vertragskunden zu werben. Außerdem müsste dazu das vorhandene Mobilfunknetz auf ganz Niederlande erweitert werden, berichtet die "Financial Times Deutschland" mit Verweis auf einen Entwurf des Telekom-Vorstands. Nach der Übernahme soll Ben wie alle anderen Mehrheitsgesellschaften im Ausland den Markennamen T-Mobile erhalten.

Auch der von der Telekom geplante Verkauf der TV-Kabelnetze gestaltet sich schwieriger als erwartet: Presseberichten zufolge sind kurz vor dem Fristende am kommenden Donnerstag nur drei Konsortien ernsthaft an einer Übernahme interessiert. Die Preisvorstellungen liegen dabei fast eine Milliarde niedriger als die von der Telekom anvisierten 2,5 bis 2,8 Milliarden Euro.

Nach Angaben des "Handelsblatts" treten nun die Konsortien um Goldman Sachs sowie um Apax Partners als gemeinsame Bietergruppe auf. Daneben bemüht sich noch ein Konsortium bestehend aus Liberty Media, Apollo und Blackstone um die sechs regionalen Kabelgesellschaften. Da die dritte Bietergruppe, BC Partners und GMT, als wenig finanzkräftig gilt, rechnen Branchenkenner damit, dass das letztgenannte Konsortium nur ein Angebot für Teile des Kabels abgeben wird. (mb)