SAP wird von Analysten nicht gehandelt

Deutsche Telekom könnte den Poker um Debis gewinnen

10.03.2000
MÜNCHEN (jm) - Jürgen Schrempp, Vorstandsvorsitzender von Daimler-Chrysler, hat entgegen anders lautenden Presseberichten noch keinen Käufer für die Debis Systemhaus GmbH gefunden. Als Interessent wird derzeit die Deutsche Telekom hoch gehandelt.

Zuletzt war die SAP als heißer Kandidat für Kaufabsichten genannt worden. Solchen Gerüchten widersprach allerdings Gundolf Moritz, Leiter Investor Relations bei den Walldorfern, entschieden: "Wir interessieren uns nicht für das Debis Systemhaus."

Analysten und Brancheninsider sehen ebenfalls nicht die SAP als Kaufinteressent. Sehr viel wahrscheinlicher sei da ein Engagement der Deutschen Telekom.

Helmuth Gümbel von Strategy Partners in München erwartet, dass es im Poker um das Debis Systemhaus zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Siemens Business Services (SBS) und der Deutschen Telekom kommen könnte. Dabei habe die Telekom im Zweifelsfall etwas tiefere Taschen als Siemens.

Für die Telekom als Kaufinteressenten spricht nach Meinung des Analysten, dass der Kommunikationsriese in Zukunft Content verkaufen wolle. Bei der Ausführung dieser Idee, die ja einen ziemlich starken Wandel des Geschäftsmodells erfordere, sei die Telefongesellschaft allerdings bisher nicht sonderlich erfolgreich gewesen. Hier könne das Debis Systemhaus hilfreich sein. Dessen Akquisition könne Telekom-Chef Ron Sommer auch dazu nutzen, um dem "Beamtenverein der DeTeCSM", dem IT-Servicearm der Telekom, eine Runderneuerung zu verpassen.

Mit Debis die DeTeCSM runderneuernFür Andreas Pestinger von der Meta Group ist die Deutsche Telekom beziehungsweise die DeTeCSM ebenfalls der wahrscheinlichste Kaufaspirant. "Die Deutsche Telekom muss sich international viel stärker aufstellen", sagt Pestinger. Dies könne ihr aber nur gelingen, wenn sie auch im Heimatland extrem stark sei, "und das nicht nur im Telekom-Bereich, sondern auch im IT-Umfeld". In ihrem Kerngeschäft mussten die Bonner wegen der Deregulierung Umsatzrückgänge vermelden. Neue Möglichkeiten bieten sich nach Meinung des Meta-Analysten vor allem im IT-Umfeld. Die DeTeCSM mache derzeit 90 Prozent ihres Umsatzes mit der Telekom selbst. "Ohne Akquisitionen kann die DeTeCSM dieses Verhältnis auf Jahre hinaus nicht verändern", sagte Pestinger.

Von vornherein eher unwahrscheinlich war die SAP als Kaufaspirant. Jochen Klusmann, Analyst der Julius-Bär-Bank in Frankfurt am Main, sagte, bei der SAP habe man zwar erkannt, dass der Serviceanteil am Gesamtumsatz stetig steige. Seit zirka einem Jahr nähere sich das R/3-Lizenz-Geschäft einer gewissen Sättigung. In dieser Situation merke SAP, dass mit Lizenzen zwar viel zu verdienen, das Servicegeschäft in Bezug auf Wachstumspotenziale langfristig aber interessanter sei: "Das größte Problem bei einer Übernahme des Debis Systemhauses durch SAP wären die 17000 deutschen Mitarbeiter."

Klusmann weiter: Wenn SAP das Debis Systemhaus kaufen würde, dann wäre das - sieht man sich einmal die generelle Strategie solch eines Kaufs an - vor allem auch eine Verstärkung des R/3-Geschäfts. Das aber sei nicht das Marktsegment, dem die Zukunft gehöre. Die Musik spiele heute im Bereich Internet, E-Business etc. Und diesbezüglich würde sich die SAP beim Kauf des Systemhauses nicht unbedingt den stärksten Partner ins Haus holen.