Finanzierung über 1986 hinaus soll sichergestellt werden:

Deutsche Storagetek-Tochter in schwieriger Lage

03.05.1985

FRANKFURT/LOUISVILLE - "Uneinheitlich" stellt sich die Einschätzung der Lage der Storagetek Corp., Louisville, sowie ihrer deutschen Tochter dar. Hohe Verluste in den USA sowie unterschiedliches Agieren der Banken-Gruppe um die GmbH signalisieren weiterhin schwankendes Terrain für alle Beteiligten.

Einen einheitlich gefaßten Beschluß der Entscheider bei den Bank- und Leasingpartnern der deutschen Tochter hatte man für die vergangene oder doch diese Woche aufgrund von Informationen der Dresdner Bank und der kommissarischen Geschäftsführung der Storagetek-Tochter erwartet. Eine "Deadline" für die Absichtserklärung, die deutsche Niederlassung in Frankfurt auch weiterhin zu stützen, besonders im Hinblick auf das Neugeschäft, streitet hingegen ein Sprecher der Citibank ganz entschieden ab. Sie ist offenbar diejenige in der Runde, bestehend aus Dresdner Bank, Chase- sowie Citibank und kleineren Leasing-Firmen, die auf einem längerfristigen Planungshorizont besteht und deshalb sowohl von der Storage-Mutter wie auch von der Tochter weitere Basisdaten fordert, die über den Zeitraum 1986 hinausweisen.

Als "unverständlich" bezeichnen Insider und die betroffene provisorische Geschäftsleitung der GmbH diese Haltung. Weder habe die Gesellschaft Schulden bei der Citibank, noch könne es im Interesse dieses drittgrößten Partners liegen, durch zögerliche Informationspolitik das eigene Engagement zu gefährden. Der Finanzpool soll insgesamt nach den Schätzungen eines Münchner Leasinghauses mit rund 100 Millionen Mark involviert sein.

Vor dem Hintergrund des spektakulär schlechten Jahresergebnisses der Storagetek Corp. (zum 28.12.84), das am 16. April bekanntgegeben wurde, erscheint eine sorgfältige Analyse indes durchaus angebracht: Verluste in Höhe von 505 Millionen Dollar (im Vorjahr 40 Millionen) bei einem Umsatz von 808 Millionen (im Vorjahr 886 Millionen Dollar) markieren sowohl das Desaster des seit Herbst vergangenen Jahres unter dem Schutz des Chapter l l des amerikanischen Konkursgesetzes stehenden Unternehmens als auch Abschreibungen und "buchhalterische Maßnahmen" auf dem Wege der Sanierung. Das Ergebnis des ersten Quartals '85 gibt keinen Anlaß, eine Trendwende zu diagnostizieren.

Vorläufig noch "nicht gefährdet" sehen jedoch die Frankfurter Storage-Statthalter ihr Geschäft, und zwar deshalb, weil die amerikanische Mutter ein großzügiges Zahlungsziel, nämlich 180 Tage, mit der Tochter vereinbart habe. Testinstallationen auch neuen Equipments seien möglich, entgegen anderslautenden Vermutungen von Konkurrenten.

Aus derartigen Argumentationsnöten und Image-Problemen scheinen die anderen europäischen Storage-Ableger heraus. In Frankreich, Italien und Holland sei man zum "Business as usual" zurückgekehrt.

Weiteren Hintergrund der abwartenden Haltung in Frankfurt könnten neben dem äußerst negativen Jahresergebnis in den USA noch "Untersuchungen" abgeben, die die amerikanische Bankenaufsichtsbehörde, die "Securities and Exchange Commission", kürzlich gestartet hat um den Geschäftsgang des bis 1982 hochprofitablen Peripherieanbieters zurück bis zum Jahr 1981 unter die Lupe zu nehmen, wie das Wall Street Journal jetzt meldete. Auf entsprechende Hinweise hin muß die Behörde tätig werden.

Auch Kurzarbeit für den Zeitraum vom 3. Mai bis zum 1. September für 1300 von 5000 Mitarbeitern in Louisville/Colorado und Entlassungen von 160 der 705 Mitarbeiter der Fertigung in Palm Bay/Florida werden der Öffentlichkeit wieder unter der Beschwichtigungsformel "Sanierung" nahegebracht.

Lichtblick war in der vergangenen Woche am 23. April das lange erwartete Announcement der IBM-kompatiblen 3380-Plattenlaufwerke von doppelter Kapazität der bisherigen Geräte. Erste Lieferungen sollen in der zweiten Hälfte 1986 erfolgen, ein Zeitpunkt zu dem die Offiziellen in Frankfurt und Louisville auch "aus dem Chapter-11-Verfahren heraus" sein vollen - so oder so.