IT-Outsourcing

Deutsche Post stoppt Auslagerung an HP

24.07.2008
Die Deutsche Post World Net (DPWN) stoppt ein geplantes Outsourcing-Projekt mit Hewlett-Packard (HP). Auch die Royal Bank of Scotland und Orange holen ausgelagerte Services zurück.

Die Deutsche Post World Net (DPWN) und HP hatten im Januar 2008 eine Absichtserklärung über das IT-Outsourcing abgeschlossen. Das Abkommen sah die Auslagerung der Rechenzentren sowie des Anwendungs-, Infrastruktur- und des Netz-Managements vor. Im Zuge des Projekts sollte HP die IT-Standorte in Prag und einigen weiteren europäischen Städten sowie Scottsdale (Arizona) und Cyberjaya (Malaysia) mit insgesamt 2500 Mitarbeitern übernehmen. Marktbeobachter hatten das Volumen des Vertrags auf drei Milliarden Euro bei einer Laufzeit von sieben Jahren geschätzt. HP hatte dem Konzern Einsparungen von einer Milliarde Euro versprochen.

Nun hat Deutsche Post Worldnet einen Rückzieher gemacht. Beide Unternehmen bestätigten entsprechende Presseberichte, veröffentlichten aber keine weiteren Details. Der Logistikkonzern ist in den zurückliegenden Monaten offenbar zu dem Schluss gekommen, dass er auch ohne fremde Hilfe sein Sparziel erreichen kann. Nun bleiben die Mitarbeiter bei DPWN. HP wird dem Unternehmen helfen, die IT-Umgebung weiter zu verbessern.

Neben Deutsche Post Worldnet gab es zuletzt weitere Konzerne, die ihre Outsourcing-Entscheidungen zurückgenommen haben. Einem Bericht des niederländischen Wirtschaftsmagazins "Financieele Dagblad" zufolge möchte die Royal Bank of Scotland einen großen Auslagerungs-Deal mit EDS nicht verlängern und die IT wieder selbst betreiben. Der Deal mit einem Volumen von 1,3 Milliarden Dollar war zwischen ABN Amro und dem IT-Dienstleister EDS im Jahr 2002 für die Dauer von fünf Jahren abgeschlossen worden. Im vergangenen Jahr hatte dann die Royal Bank of Scotland den Konzern für 72 Milliarden Dollar übernommen anschließend zerschlagen. Die schottische Bank sicherte sich den Großteil der Geschäftstätigkeiten, unter anderem das Investment-Banking. Die IT sei zu wichtig für eine Bank, um sie einem Dritten zu übertragen, begründete das Institut seine Entscheidung gegen das Outsourcing. Der Wirtschaftszeitung zufolge plant die belgische Bank Fortis den gleichen Schritt. Sie hat die niederländischen Geschäftsteile von ABN Amro übernommen und damit ebenfalls ein Outsourcing-Abkommen mit EDS geerbt.

Last, but not least hat der britische TK-Konzern Orange ein Abkommen über das Business Process Outsourcing (BPO) der Kundenbetreuung gekündigt. Bislang haben rund 400 indische Mitarbeiter des BPO-Dienstleisters 24/7 Customer in Bangalore für die Briten Kundenanfragen beantwortet. Zuvor hatte Orange bereits ein ähnliches Abkommen mit Vertex gekündigt. Der neue Orange-CEO Tom Alexander hat kürzlich angekündigt, die Auslagerung von Diensten nach Indien zugunsten britischer Servicezentralen zu stoppen. (jha)