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eGovernment Monitor 2012

Deutsche nutzen verstärkt E-Administration und E-Partizipation

18.07.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Der eGovernment Monitor 2012 zeigt für Deutschland erste Fortschritte beim Ausbau der Akzeptanz von E-Government-Angeboten.

Während in den weiteren Ländern wie Schweden (70 Prozent), Österreich (67 Prozent) und Großbritannien (45 Prozent) die Nutzerzahlen weitgehend stagnieren, ist die E-Government-Nutzung in Deutschland um fünf Prozentpunkte auf 45 Prozent angestiegen. Neu im Ländervergleich sind die Schweiz mit 58 Prozent Nutzung und die USA mit 39 Prozent.

Auch 2012 stellt der eGovernment Monitor, herausgegeben von der Initiative D21 und ipima (PDF-Link), einer Kooperation der Technischen Universität München und ihrem An-Institut fortiss, eine mangelnde Durchgängigkeit vieler E-Government-Angebote als Haupthemmnis für eine stärkere E-Government-Nutzung fest.

"Das Wachstum in Deutschla d freut uns sehr. Allerdings darf dieses Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass damit noch nicht einmal die Hälfte der Onliner erreicht und auch das große Potenzial bei den Offlinern noch längst nicht erschlossen ist", sagt Alfred Zapp, Vizepräsident der Initiative D21 und Mitglied der Geschäftsleitung von CSC Deutschland.

"Wir brauchen mehr Innovationen im E-Government-Bereich, damit Deutschland international zur Spitze aufschließen kann", ergänzt ihn D21-Präsidiumskollege und Vorstand der IDG Communications Media AG York von Heimburg. Seine zentrale Botschaft an die Entscheider in der Verwaltung lautet deshalb: "Schafft mehr durchgängig digitalisierte Services zur Vereinfachung von Verwaltungsvorgängen! Gerade politische Themen - das zeigt die neu hinzugekomme Nutzersegmentierung - bieten dafür ein großes Potenzial. So könnten Politik und Verwaltung echte Bürgernähe demonstrieren und zugleich positive Abstrahleffekte auf die IT-Branche in Deutschland erzeugen."

Der eGovernment Monitor 2012 zeigt, dass derzeit über 60 Prozent der Internetnutzer in den befragten Ländern mit den aktuell verfügbaren E-Government-Angeboten zufrieden sind. Dabei sind vor allem die Internetnutzer in Österreich und der Schweiz mit 79 Prozent und 73 Prozent von den digitalen Diensten überzeugt. Bei den Bürgern der USA zeigt sich dagegen eine gewisse Skepsis, da dort derzeit nur jeder Zweite mit den E-Government-Angeboten zufrieden ist.

Ein entscheidender Faktor, der zur Zufriedenheit bei den Bürgern beiträgt, ist die Nutzungserfahrung. Betrachtet man die Zufriedenheit von E-Government-Nutzern und -Nichtnutzern, so zeigt sich folgendes Bild: In Österreich, der Schweiz und Großbritannien geben über 80 Prozent der E-Government-Nutzer an, mit dem aktuellen Angebot durchweg zufrieden zu sein (AT: 90 Prozent, CH: 88 Prozent, UK: 83 Prozent). In Deutschland und Schweden ist mit jeweils 71 Prozent zufriedenen Onlinern ebenfalls die Mehrheit mit den digitalen Behördenangeboten zufrieden.

Neu in der Studie von Initiative D21 und ipima ist die Unterscheidung von vier unterschiedlichen Nutzertypen mit Blick auf die genutzten E-Partizipations-Angebote: Digitale Unbeteiligte, Prädigitale Interessierte, Digitale Beobachter und Digitale Engagierte. Während Digitale Beobachter (31 Prozent) und Digitale Engagierte (15 Prozent) bereits heute in hohem Maße online politischen Interessen nachgehen und sich auch online an politischen Diskursen und Entscheidungen beteiligen, zeigen gerade Prädigitale Interessierte (24 Prozent) noch ein hohes Potenzial, ihre politischen Interessen und Aktivitäten ins Internet zu verlagern. So ist rund jeder Dritte dieser Nutzergruppe politisch interessiert und 16 Prozent dieser Personen waren bereits online politisch aktiv.

"Mit dieser Nutzertypologie für E-Partizipation stehen erstmals die Grundlagen zur Verfügung, um Potenziale von Open Government abzuschätzen, um somit die Angebote besser an den Zielgruppen auszurichten", erläutert Petra Wolf, Fachbereichsleiterin am TUM-An-Institut fortiss und Executive Director von ipima.

Professor Helmut Krcmar, Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität München und Scientific Director von ipima fordert daher folgerichtig: "Die bedarfsorientierte Gestaltung von Open Government-Konzepten und deren effektive Verankerung in Politik und Verwaltung ist nicht nur eine wissenschaftliche Aufgabe, sondern ist ein immer wichtigerer Erfolgsfaktor für die Politik zur Einbindung und Partizipation der Bürger."

"Die Nachfrage nach neuen, nutzerorientierten Open-Government- und Mobile-Government-Angeboten wird ansteigen", ist sich Robert Wieland, Geschäftsführer TNS Infratest GmbH und Vizepräsident der Initivative D21, sicher. "Ausschlaggebend sind hierfür insbesondere die Entwicklung des mobilen Internets, neue nutzerfreundliche mobile Endgeräte und fallende Preise für mobiles Breitband."

Open Government-Angebote erfreuen sich einer stetig wachsenden Bekanntheit und Nutzung. Bereits heute werden Open Data-Portale in der Schweiz von 30 Prozent der Bürger genutzt, in Österreich sind dies 23 Prozent Nutzer und in Deutschland 18 Prozent. Neben Open Data gehören persönliche Kontaktaufnahme und Online-Beteiligung zu den wichtigsten Zukunftsfeldern für die Open Government-Nutzung. 36 Prozent der Deutschen wollen sich zukünftig online an politischen Entscheidungen beteiligen (AT: 40 Prozent, CH: 33 Prozent, SE: 30 Prozent, UK: 27 Prozent, USA: 20 Prozent). Interessanterweise fallen dabei sowohl aktuelle Nutzung als auch zukünftiges Potenzial in den USA - der Wiege von Open Government - im Vergleich zu allen anderen Ländern am geringsten aus.

Cornelia Rogall-Grothe, Beauftragte der Bundesregierung für Informationstechnik und Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, sagt zu den Ergebnissen des diesjährigen eGovernment Monitor: "Für Bund, Länder und Kommunen spielt der Ausbau von E-Government-Angeboten eine zentrale Rolle. Für die Akzeptanz dieser Angebote in der deutschen Bevölkerung ist ausschlaggebend, dass sie nicht nur von zuhause, sondern auch mobil einfach und sicher genutzt werden können."

Weitere Zahlen und Informationen finden Sie in der Ausgabe des eGovernment Monitor 2012 unter www.egovernment-monitor.de.