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Deutsche Musikbranche weiterhin auf Talfahrt - außer online

21.03.2006
Die deutsche Musikbranche sieht trotz der Chart- Erfolge heimischer Bands wie Tokio Hotel und Wir sind Helden weiter kein Ende des langen Abwärtstrends.

Der Umsatz sank im vergangenen Jahr zum achten Mal in Folge und erreichte nach einem Minus von 4,6 Prozent noch 1,5 Milliarden Euro, wie die Phonoverbände am Dienstag mitteilten. Auch in diesem Jahr sei angesichts millionenfacher CD- Kopien "nicht mit einer wesentlichen Verbesserung zu rechnen", sagte Verbandschef Michael Haentjes. Der Musikverkauf per Internet hat sich mit mehr als 35 Millionen heruntergeladenen Titeln weiter etabliert.

Der Absatz klassischer Tonträger von der CD bis zur Musikkassette ging 2005 nochmals um zehn Prozent auf 158 Millionen Stück zurück, wie aus den Daten des Verbands hervorgeht, der 86 Prozent des Marktes abdeckt. Dabei wurden allein bei Album-CDs mit 123,7 Millionen Stück sieben Millionen Exemplare weniger verkauft als im Vorjahr. Auch bei Musik-DVDs flaute mit konstant knapp zehn Millionen Stück der zuletzt kräftige Aufwind ab.

Der Online-Umsatz konnte sich mit 26 Millionen Euro mehr als verdoppeln und hat nun zwei Prozent Marktanteil. Die Margen seien aber gering, sagte Haentjes. "An Singles haben wir Geld verdient, an Downloads verdienen wir fast nichts."

Massiv zu schaffen machen den Plattenfirmen nach wie vor private CD-Kopien und Internetangebote ohne Bezahlung. Gebrannt wurden 2005 Inhalte von 439 Millionen Album-CDs (Vorjahr: 404 Millionen). Dies sei 3,5 Mal höher als die Zahl der verkauften CDs und entspreche einem entgangenen Umsatz von 6,3 Milliarden Euro, hieß es. Pro Kopf gaben die Menschen in Deutschland noch 18,18 Euro für Musik aus, das heißt 0,87 Euro weniger als 2004. Dabei waren nationale Produktionen gefragt wie nie: In den Albumcharts bauten sie ihren Anteil um fünf Punkte auf 35,3 Prozent aus.

Um mittelfristig wieder geschäftlichen Aufwind zu erreichen, will die Branche die musikalische Grundbildung bei Jugendlichen stärker fördern. Darüber solle der Wert der Kreativität anschaulich werden, sagte Haentjes. Zudem sei ein stärkerer gesetzlicher Schutz der Urheberrechte nötig. Private Kopien dürften nur noch vom eigenen Original zulässig sein, intelligente Software zum Kopieren aus Internetangeboten sei zu verbieten. (dpa/tc)