Trennung von Beratung und Wirtschaftsprüfung

Deutsche KPMG verkauft Consulting-Arm

14.06.2002
MÜNCHEN (CW) - Für rund 729 Millionen Euro verkauft die deutsche KPMG ihre IT-Beratungsgesellschaft an die US-amerikanische Schwester KPMG Consulting Inc. Hintergrund ist die Trennung von Beratung und Wirtschaftsprüfung, die das Unternehmen nach den Bilanzskandalen in den USA anstrebt.

Schon vor Wochen gab es Spekulationen um die Zukunft der in Frankfurt am Main ansässigen KPMG Consulting (KCA). Als potenzielle Käufer galten unter anderem der US-Konzern Unisys und Cap Gemini Ernst & Young. Dass sich die KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft AG von ihrer Beteiligung an KCA trennen will, war seit längerem bekannt. Nach den Skandalen um die Enron-Pleite und die Rolle der Wirtschaftsprüfer von Arthur Andersen erachtete auch KPMG eine Trennung von Wirtschaftsprüfung und Beratung als notwendig.

KCA ist mit etwa 3200 Mitarbeitern in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv. Der Umsatz betrug im Jahr 2001 rund 533 Millionen Euro. Bereits Ende 2000 hatte KPMG die KPMG Consulting GmbH in eine Aktiengesellschaft überführt und das Beratungsgeschäft in der neu entstandenen KCA gebündelt. Diese sieht unter dem Dach der Amerikaner gute Chancen, ihre Marktposition in Europa auszubauen.

Expansionspläne

Die KPMG Consulting Inc. (KCIN) mit Sitz in McLean, Virginia, ist bereits seit Februar 2001 als selbständige Gesellschaft an der Nasdaq gelistet. Mit rund 10 000 Mitarbeitern erzielte sie im Geschäftsjahr 2001 einen Umsatz von rund 2,9 Milliarden Dollar. Die Übernahme der deutschen KCA lassen sich die Amerikaner 685 Millionen Dollar (rund 729 Millionen Euro) kosten. Sie schaffen damit den Einstieg in den deutschsprachigen Markt für Business Consulting und Systemintegration. Die Transaktion soll noch im Sommer abgeschlossen sein.

Weitere internationale Märkte will KCIN ebenfalls über Zukäufe erobern. So sei vereinbart worden, unabhängige Beratungsgesellschaften aus dem weltweiten Andersen-Verbund zu übernehmen. Dabei handele es sich um Unternehmensberatungen in Japan, Norwegen, Finnland, der Schweiz und Schweden.

Die Trennung von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgeschäft vollzieht KPMG auch in anderen europäischen Regionen: So übernimmt der französisch-niederländische IT-Dienstleister Atos Origin die KPMG-Beratungstöchter in Großbritannien und Holland. Die Hoffnung des KPMG-Ma-nagements, für die partnerschaftlich organisierten europäischen Töchter einen gemeinsamen Käufer zu finden, hat sich damit zerschlagen. (wh)