IT-Gehälter in Europa im Vergleich

Deutsche IT-Profis mischen vorne mit

24.07.2001
Von in Alexandra
Nicht beklagen können sich deutsche Computerexperten, wenn sie ihre Gehälter mit denen ihrer europäischen Kollegen vergleichen. Nur in der Schweiz sind die meisten IT-Positionen höher dotiert als in der Bundesrepublik. Das ergab eine Studie des US-amerikanischen Marktforschungsinstituts Meta Group.

Ob Chief Information Officer (CIO), Projekt-Manager für Data Warehouses oder Anwendungsentwickler für Lotus Notes - die Meta Group hat in ihrem ersten europäischen Gehaltsvergleich nicht nur große Gruppen wie Anwendungsentwickler und Netzadministratoren einzuordnen versucht, sondern insgesamt 50 IT-Positionen, darunter auch viele spezialisierte Tätigkeitsfelder, untersucht.

Als Basis dienten Daten von 500 Unternehmen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Irland, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz und Spanien, die im August vergangenen Jahres erhoben wurden. Demnach verdienen die Schweizer IT-Profis in vielen Positionen mit Abstand am besten, gefolgt von Ländern wie Deutschland oder Großbritannien.

Allerdings ergibt sich bei den 50 IT-Positionen kein einheitliches Bild. So zeigt die Meta-Studie auch, dass sich die Gehälter mancher deutscher IT-Manager nur im europäischen Mittelfeld bewegen. Bestes Beispiel ist die Position des Chief Information Officer (CIO): In der Schweiz kann der oberste IT-Chef mit einem Jahreseinkommen von durchschnittlich 105 000 Dollar rechnen, der deutsche Kollege liegt mit knapp 77 000 Dollar auch deutlich hinter den CIOs in Irland (86 000 Dollar) und Großbritannien (81 000 Dollar). Im Gegensatz zu vielen anderen Positionen bekommen CIOs jedoch zusätzlich noch hohe Boni zwischen 5000 und 10 000 Dollar jährlich.

Auch die Führungspositionen im Bereich Anwendungsentwicklung werden hierzulande nicht so gut bezahlt wie in anderen europäischen Ländern: Ein Manager, der bereits auf zehn Jahre Erfahrung im Bereich Anwendungs- und Systementwicklung zurückblickt, kann mit 55 000 Dollar durchschnittlich rechnen, während er in Frankreich oder der Schweiz 10 000 Dollar mehr pro Jahr verdienen könnte.

Im europäischen Vergleich weit vorne liegen dagegen die Einkommen der deutschen IT-Profis in den Bereichen Data Warehouse (DW), Datenbanken und Betriebssysteme. Projekt-Manager, die sich im Data Warehousing mit den Backend-Prozessen auseinandersetzen und zwei bis drei Jahre Erfahrung in der DW-Planung und Entwicklung mitbringen, kommen durchschnittlich auf 55 000 Dollar (Schweiz: 58 000 Dollar).

Noch mehr verdienen Projekt-Manager, die im Frontend tätig und für Teams verantwortlich sind, die etwa Management-Informationssysteme oder Decision-Support-Systeme (DSS) entwickeln: Für diese Gruppe setzt Meta bei einer einschlägigen Berufserfahrung von mindestens fünf Jahren ein Gehalt von 64 000 Dollar an, womit in diesem Bereich die deutschen Profis am besten bezahlt werden. Zum Vergleich: In Ländern wie Spanien, Irland oder auch Schweden gibt es für dieselbe Position rund 20 000 Dollar im Jahr weniger.

Auch erfahrene IT-Experten, die Management-Informationssysteme analysieren, und Data-Warehouse-Programmierer werden mit durchschnittlich 58 000 beziehungsweise mit 56 000 Dollar europaweit sehr gut entlohnt – zum Teil besser, als Projekt-Manager mit Führungsverantwortung im Backend-Bereich. Allerdings setzten die Marktforscher auch bei diesen beiden Positionen eine mehrjährige einschlägige Berufserfahrung sowie tiefes IT-Wissen voraus.

Lediglich die DW-Administratoren befinden sich mit durchschnittlich 43 000 Dollar jährlich nur im europäischen Mittelfeld. In der Gehaltsklasse zwischen 45 000 und 47 000 Dollar bewegen sich in Deutschland auch die erfahrenen Programmierer von relationalen Datenbanken sowie deren Administratoren und liegen damit in Europa auf Platz zwei hinter der Schweiz. Überdurchschnittlich gut ist der Verdienst im Bereich Betriebssysteme: Entwickler, die auf Unix oder NT spezialisiert sind und mindestens sechs Jahre Berufserfahrung mitbringen, können in Deutschland auf rund 62 000 Dollar jährlich kommen.

Ebenfalls gut im Rennen sind die Programmierer, die schon seit mehreren Jahren auf das IBM-Betriebssystem OS/390 spezialisiert sind und mit einem Einkommen von 57 000 Dollar jährlich 20 000 Dollar mehr als ihre britischen, französischen und italienischen Kollegen erhalten. Aber nicht nur die Entwickler im Großrechnerbereich, sondern auch im Internet-Umfeld werden laut Meta-Studie hierzulande reich entlohnt: Mit 52 000 Dollar jährlich kann ein hiesiger Web-Entwickler schon nach zwei Jahren rechnen.

Besser gezahlt wird nur in der Schweiz (65 000 Dollar), wo aber die Analysten von deutlich höheren Lebenshaltungskosten ausgehen. Im Vergleich zu den Experten für Betriebssysteme sind die deutschen IT-Profis im Bereich Netzwerke schlechter bezahlt, im europäischen Umfeld mischen sie aber zusammen mit den Schweizern ganz vorne mit.

So können Manager, die die Planung, die Entwicklung, Installation und Evaluation von LANs und WANs verantworten und mindestens sieben Jahre Berufserfahrung auf diesem Gebiet haben, hierzulande auf jährlich etwa 50 000 Dollar hoffen, während in den meisten anderen untersuchten europäischen Ländern sich diese Spezialisten mit mindestens 10 000 Dollar weniger im Jahr begnügen müssen.

Dass sich Berufserfahrung in der Vergütung deutlich widerspiegelt, zeigt sich im Netzbereich: Nach sieben bis zehn Jahren entsprechender Tätigkeit können deutsche Netztechniker ebenso wie erfahrene Netzadministratoren durchschnittlich mit 44 000 Dollar im Jahr rechnen, Juniornetztechniker beginnen bei 33 000 Dollar.

Als ein lukratives Betätigungsfeld macht die Meta-Studie den Bereich E-Commerce aus, auch wenn die deutschen Gehälter sich hier nur im Mittelfeld bewegen. Der E-Commerce-Direktor, der über mehrere Jahre Führungserfahrung verfügt und die Internet-Strategie des Unternehmens entwickelt, kann 62 000 Dollar jährlich erwarten. Zum Vergleich: In Großbritannien und Italien ist die gleiche Position mit 10 000 Dollar höher dotiert. Die Vergütung eines Projekt-Managers in diesem Bereich erreicht durchschnittlich 54 000 Dollar, womit sich Deutschland nach Großbritannien und Schweden auf dem dritten Platz befindet.