CW-Roundtable zur Krise am Neuen Markt

Deutsche IT-Hersteller fühlen sich verkannt

20.07.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Abwärtstrend am Frankfurter Neuen Markt verunsichert die dort notierten IT-Hersteller. Angesichts immer neuer Skandale und Insolvenzen leidet nicht nur ihr Image, auch die Frage nach der Überlebensfähigkeit der Wachstumsbörse stellt sich.

Mittlerweile neun Pleiten zählt der Neue Markt, Tag für Tag kommen neue Hiobsbotschaften von Gewinneinbrüchen, Kursstürzen und rückläufigen Handelsvolumina heraus: An der "deutschen Nasdaq" ist es fünf vor zwölf. Die CW diskutierte mit Vorständen betroffener Firmen über die Zukunft des Hightech-Handelssegments. Gerhard Schick, Vorstandsvorsitzender des IT-Großhändlers und -Dienstleisters Bechtle AG, kritisiert stellvertretend für die anwesenden Firmenbosse den Umstand, "dass bei Analysten und Fonds-Managern nicht mit vernünftigen Maßstäben gearbeitet wird". Unternehmen würden bisweilen zu waghalsigen Prognosen gedrängt, dann aber, wenn sie diese nicht erfüllten, rigoros abgestraft. Finanziell gesunde Gesellschaften würden für die Schwäche des übrigen Wettwerbsumfelds in Sippenhaft genommen.

Ebenso hart ins Gericht geht der Schwabe mit den Unternehmen selbst. Die Inhalte vieler Ad-hoc-Meldungen seien "lächerlich", bisweilen würden Firmen Taktik und Effekthascherei mit einer soliden Geschäftspolitik verwechseln. Das Gespräch am runden Tisch lesen Sie auf den Seiten 12 und 13.

Abb: Banges Warten auf Bodenbildung

Innerhalb eines Jahres hat sich der Wert der am Neuen Markt gelisteten Unternehmen geviertelt.Der Index lag einmal bei über 8000 Punkten. Quelle: comdirect