PwC-Studie

Deutsche Industrie will jährlich 40 Milliarden Euro in Industrie 4.0 stecken

14.10.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Industrieunternehmen aus Deutschland planen in den kommenden fünf Jahren hohe Investitionen in digitale Anwendungen. Im Schnitt wollen sie etwa 3,3 Prozent ihres Jahresumsatzes für so genannte Industrie-4.0-Lösungen verwenden.

Das entspricht einer jährlichen Investitionssumme von mehr als 40 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von PwC und Strategy& (vormals Booz & Company) 235 Unternehmen befragt haben. Die geplanten Investitionen werden den Industriestandort Deutschland einer Mitteilung zufolge stark verändern: Schon im Jahr 2020 wollen über 80 Prozent der befragten Industrieunternehmen ihre Wertschöpfungskette digitalisiert haben - heute liegt der Anteil der Unternehmen, deren Wertschöpfungskette einen hohen Digitalisierungsgrad aufweist, bei lediglich einem Viertel.

Von der Digitalisierung ihrer Wertschöpfungsketten versprechen sich Unternehmen effizientere Abläufe und hohe Kosteneinsparungen: Die befragten Firmen rechnen im Schnitt mit einer Effizienzsteigerung von 3,3 Prozent pro Jahr. Gleichzeitig sollen digitale Lösungen dabei helfen, die Kosten um jährlich 2,6 Prozent zu drücken. "Die Digitalisierung der kompletten Wertschöpfungskette bringt einen hohen quantitativen Nutzen", kommentiert PwC-Partner Reinhard Geissbauer. Gleichzeitig ergäben sich aber auch wichtige qualitative Vorteile: Unternehmen, die ihre Prozesse weitgehend digitalisierten, könnten ihre Produktion und Logistik besser steuern. Sie seien ferner in der Lage, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und besser auf die Wünsche ihrer Kunden einzugehen.

"Industrie 4.0" geht indes über die Digitalisierung von Prozessen und Wertschöpfungsketten hinaus: Drei von zehn Unternehmen haben ihr Produkt- und Serviceangebot bereits weitgehend digitalisiert; bis 2020 soll dieser Anteil bei knapp 80 Prozent liegen. Der Umfrage zufolge sind Unternehmen, die ihr Produkt- und Service-Angebot schon weitgehend digitalisiert haben, in den vergangenen drei Jahren überdurchschnittlich gewachsen. Fast 70 Prozent aller Unternehmen mit stark digitalisierten Produkten erzielten in den letzten drei Jahren ein Wachstum zwischen sechs und zehn Prozent. Insgesamt könne die deutsche Industrie dank digitaler Produkte und Services jährlich 30 Milliarden Euro zusätzlich erwirtschaften, heißt es weiter.

Der Strategy&-Partner Volkmar Koch gibt allerdings auch einiges zu bedenken: "Der Weg zur Industrie 4.0 ist ein umfassender Veränderungsprozess, dem sich kein Unternehmen verschließen kann. Er erfordert nicht nur hohe Investitionen, für die der wirtschaftliche Nutzen und mögliche Wettbewerbsvorteile kritisch geprüft werden müssen", so der Experte. "Die Digitalisierung verändert Wertschöpfungsketten maßgeblich, der Kunde mit seinen individuellen Wünschen und Anforderungen rückt in den Mittelpunkt. Um diesen Prozess richtig zu steuern, muss das Thema ganz oben auf die Agenda des Top-Managements."

Für die Studie wurden "mit freundlicher Unterstützung" von Siemens, dem VDMA und weiteren Industrieexperten 235 Unternehmen aus fünf Branchen befragt. 37 Prozent der Teilnehmer sind Vorstände (CXOs), die übrigen aus dem Top-Management.