Abgelaufenes Geschäftsjahr verlief für die Böblinger überraschend gut

Deutsche HP zeigt sich von der Branchenkrankheit unbehelligt

02.03.1990

BÖBLINGEN (bk) - Aufatmen bei der Hewlett-Packard GmbH (HP): Nach zum Teil drastischen Gewinneinbrüchen in den vergangenen Jahren konnte sie im Geschäftsjahr 1988/89 erstmals wieder die Ertragslage verbessern. Freut sich HP-Chef Eberhard Knoblauch: "Wir haben die Trendwende geschafft."

Bei der Böblinger Hewlett-Packard stehen die Zeichen wieder auf Expansion: Hatte sie im Vorjahr mit 72 Millionen Mark noch den niedrigsten Gewinn seit 1981 hinnehmen müssen, verbuchte sie für das abgelaufene Geschäftsjahr 1988189 (31. Oktober) einen Anstieg um 16 Prozent auf 83 Millionen Mark. Noch kräftiger konnte die größte Auslandstochter des amerikanischen Meßtechnik- und DV-Konzerns beim Umsatz zulegen. Mit einer Steigerungsrate von 33 Prozent beliefen sich die Einnahmen auf 3,8 (2,9) Milliarden Mark. Positiv ausgewirkt, so Knoblauch, habe sich dabei nicht zuletzt der günstige Dollarkurs. Erfreulich sei auch die Auftragsentwicklung: Mit einem Plus von 28 Prozent auf rund 3,9 Milliarden Mark erreichte die GmbH laut HP-Management das beste Ergebnis der 30jährigen Firmengeschichte.

Für das laufende Geschäftsjahr hat die deutsche HP ihre Expansionsziele indes wieder zurückgeschraubt. Einmal mehr, so Knoblauch, werde der Dollarkurs in den kommenden Monaten als Wachstumsbremse wirken. Für 1990 hoffe er deshalb "gerade noch mit einer zweistelligen Zuwachsrate beim Umsatz". Zurückhalten wollen sich die Schwaben in den kommenden Monaten auch bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Nachdem die GmbH 1988/89 den Personalbestand um rund 500 Mitarbeiter auf knapp 6000 erweiterte, sollen heuer nur 100 Neueinstellungen vorgenommen werden. Grund: Die Böblinger müssen noch rund 100 Apollo-Domain-Mitarbeiter in ihre Gesellschaft integrieren.

Preiskrieg auf dem Computermarkt

Mit wachsender Sorge beobachtet Knoblauch den Preiskrieg auf dem deutschen Computermarkt: "Die Computerindustrie ist dabei, sich selbst kaputt zu machen." Viele Unternehmen versuchten, mit Gewalt Umsatz zu machen, und betrieben eine zum Teil ruinöse Rabattpolitik. Dadurch lasse sich in diesem Markt "kaum noch Geld verdienen", worunter nicht zuletzt die Produktentwicklung leiden würde. HP sei aber gut gerüstet. Durch die neuen Minicomputer, die Anfang des Jahres vorgestellt wurden, könne man nun eine nahezu durchgängige Produktpalette anbieten. Darüber hinaus habe die Übernahme der Apollo Computer Inc. durch den HP-Konzern im Mai letzten Jahres der deutschen Tochter eine bessere Position im hiesigen Workstation-Geschäft beschert.

Zusätzliche Impulse erhoffen sich die Schwaben zudem von der politischen Wende in der DDR. Deshalb macht sich HP derzeit mit dem DDR-Geschäft näher vertraut. Wurden die Aktivitäten mit dem Ostsektor bislang von der Wiener Niederlassung aus gesteuert, soll ab 1. November 1990 das Berliner Vertriebsbüro für das Geschäft im anderen Teil Deutschlands zuständig sein.

Einmal mehr kritisierte Knoblauch die Unternehmensbesteuerung in der Bundesrepublik. "Wir brauchen endlich eine Reform", forderte der HP-Chef erneut, denn gemessen an anderen Ländern ist unsere Unternehmensbesteuerung nicht wettbewerbsfähig." Würde mittelfristig keine Harmonisierung eingeführt, gerate der Industriestandort Bundesrepublik in Gefahr. Hart ins ging Knoblauch auch mit der Forderung der Gewerkschaft nach der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich: "Ich sage es hier ganz deutlich: Wir sind dagegen."

Eine weitere Arbeitszeitverkürzung gerade für die Entwicklungsingenieure habe zur Folge, daß man eine spürbare Verlängerung von Entwicklungszeiten bei Neuprodukten in Kauf nehmen müßte, die zu Konkurrenznachteilen führen würden. "Eine pauschale Verkürzung der Arbeitszeit", bekräftigte Knoblauch, "lehnen wir deshalb ab."