Deutsche Firmen verwanzen englische Mülltonnen

26.09.2006
Angeblich soll mit Hilfe von RFID-Chips die Effizienz der Abfallentsorgung verbessert werden.

Mikrochips in Mülltonnen erhitzen die Gemüter vieler englischer Bürger. Hunderttausende von "Wheelie Bins" sollen bereits mit Mikroprozessoren ausgestattet worden sein - ohne Wissen der Besitzer. Offiziell soll dies dazu dienen, die Effizienz der Müllentsorgung zu verbessern, heißt es in einem Bericht von "Thisislondon.co.uk", einer zum "Evening Standard" gehörenden Site.

Die Müll-Chips sammeln Informationen über den Abfall in den Gefäßen und übermitteln diese Daten an eine zentrale Datenbank. Diese ermöglicht es, Profile über die Entsorgungsgewohnheiten jedes einzelnen Haushalts zu erstellen.

Geliefert werden die Chips dem Bericht zufolge von den beiden deutschen Firmen Sulo aus Hamburg und Deister Electronic aus der Nähe von Hannover. Letztere bietet mit "Bitech" ein System für die Abfallidentifizierung auf Basis von RFID-Technik.

So funktioniert die Technik: Jede Mülltonne ist mit einem Chip ausgestattet, dessen Seriennummer während der Abholung drahtlos ausgelesen wird. Gleichzeitig wiegt das Sammelfahrzeug den Abfall, der aus der jeweiligen Tonne stammt, und speichert die Daten. Sämtliche Informationen einer Tour werden dann auf einen Handheld-Computer und schließlich in die zentrale Datenbank übertragen.

Ein Mitglied des englischen Parlaments hat das Vorgehen kritisiert. So könnten Hacker in die Mülldatenbank einbrechen und anhand des zurückgegangenen Müllvolumens Rückschlüsse auf nicht anwesende Hausherren ziehen, um dann ungestört deren Wohnungen auszuräumen. Er bezeichnete die Aktion als "Big Brother gone mad": Nicht einmal die alte Sowjetunion sei auf diese Weise in das Privatleben ihrer Bürger eingedrungen. (ave)