Zunehmende Internationalisierung

Deutsche Entwickler im Ausland gefragt

21.05.2010
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Ein Muss: die Landessprache lernen

Auch wenn prozessnah arbeitende Softwareprofis nach wie vor keine schlechten Chancen haben, ist es laut Kaufmann schwierig, einen pauschalen Überblick über die Wünsche der Kunden zu geben. Dazu seien deren Anforderungen zu individuell. Eine Grundvoraussetzung für Softwareprofis, die im Ausland tätig sein wollen, ist seiner Erfahrung nach die Beherrschung der englischen Sprache und ein hohes Maß an Flexibilität: "Damit ist nicht nur die räumliche, sondern auch die persönliche Flexibilität gemeint, sich in internationalen Teams zu bewegen und seinen Teil zum gemeinsamen Auftrag beizusteuern." Der Vorteil des deutschen Entwicklers im Ausland sei, dass er die Spezifikationen genau kenne und so Informationen im Team reibungslos weitergeben könne. GFT fördere die internationale Kompetenz durch Austauschmöglichkeiten zwischen den Standorten.

'Absolventen haben begriffen, dass sie mit interkultureller Kompetenz punkten können.' Bettina Mann, GFT
'Absolventen haben begriffen, dass sie mit interkultureller Kompetenz punkten können.' Bettina Mann, GFT

GFT-Personalchefin Bettina Mann beobachtet mit Freude, dass Hochschulabsolventen mit Internationalität punkten wollen. So bewerben sich Wirtschaftsinformatiker, die auch interkulturelle Kompetenzen vorweisen können, oder auch Studenten mit einem Bachelor-Abschluss, für die internationale Zusatzstudiengänge eine Selbstverständlichkeit sind. Um die eigenen Mitarbeiter fit zu machen, gründete GFT im vergangenen Jahr eine Service-Academy. Zu deren Schwerpunkten gehören die Förderung von Soft Skills, aber auch interkulturelle Kompetenz.

Das kann der Senior Softwareentwickler- und architekt Jörg Zissel, der für GFT seit sieben Jahren in Spanien tätig ist, nur bestätigen. Der Programmierer, der hauptsächlich in Projekten der Deutschen Bank arbeitet, beherrscht die englische Sprache perfekt und spricht fließend Spanisch: "Wenn man einige Jahre in einem fremden Land verbringt, ist es ein Muss, die Landessprache zu lernen. Schließlich gibt es noch ein Leben außerhalb der Firma, und man möchte sich auch im Privatleben verständigen können."

Obwohl Spanien ein europäisches Land ist, kann der deutsche Entwickler durchaus kulturelle Unterschiede zu Deutschland erkennen: "Spanier bevorzugen pragmatische Lösungsansätze. Für sie zählt vorrangig, dass das Vorhaben funktioniert." Demgegenüber würden die Deutschen gerne an Konzepten feilen, Meetings anberaumen und alle Vorgänge detailliert überprüfen. "In deutschen Unternehmen war ich als Entwickler eher als Generalist in unterschiedlichsten Funktionen tätig; in Spanien hingegen sind die Aufgaben aufgrund einer strikteren Hierarchie eingeengter." Hin und wieder fühlt sich der Softwareentwickler wie zwischen den Welten. Dann ist, weiß Zissel, interkulturelle Kompetenz gefragt. Bis heute indes hat es der Softwareentwickler auf keinen Fall bereut, seinen Job in einem Land auszuüben, in dem Deutsche ansonsten gerne ihren Urlaub verbringen.