Computerausbildung am Kap der guten Hoffnung

Deutsche DV-Profis: Endlich koennen wir ungestoert lernen

15.03.1996

"Wir bieten Microsoft-Kurse hierzulande zum gleichen Preis inklusive Reisekosten wie in Deutschland an," erzaehlt ISU-Manager Chris Lazari stolz. Waehrend die Schulungsgebuehren fuer die fuenftaegige Ausbildung in Deutschland 3800 Mark betragen, muessen die Teilnehmer fuer die Ausbildung in Kapstadt einschliesslich Flug dreihundert Mark weniger zahlen. Dazu kommen noch die Uebernachtungskosten. Im Angebot enthalten sind Computer nach internationalem Standard, ein englischsprachiger, von Microsoft autorisierter Trainer sowie die Durchfuehrung der Kurse mit Unterlagen aus dem Microsoft Official Curriculum. Obwohl ISU Campus erst im Herbst vergangenen Jahres mit Microsoft-Kursen begonnen hat, nahmen bereits 25 deutsche Computerprofis - vor allem aus DV-Dienstleistungs-, aber auch aus Anwenderunternehmen - an diversen Seminaren teil.

ISU-Manager Lazari: "Die Deutschen waren bis jetzt mit ihrer Ausbildung und ihrem Aufenthalt in Kapstadt sehr zufrieden." Kein Problem sieht er in der spaeteren Betreuung der Absolventen: "Die Teilnehmer von Microsoft-Schulungen erhalten auf der ganzen Welt die gleiche Ausbildung." Sollten also in Deutschland Fragen auftauchen, koennten die ehemaligen Absolventen sich die entsprechende Unterstuetzung genausogut beispielsweise bei der ATP Computer Training GmbH in Frankfurt holen. ATP fungiert auch als Vermittler fuer die Kurse in Afrika.

ISU Campus ist, so Lazari, als autorisiertes technisches Microsoft- Schulungscenter (ATEC) bestens geruestet, um die Teilnehmer auf ihrem Weg zu einer entsprechenden Zertifizierung zu begleiten.

Microsoft bietet drei verschiedene Stufen der Certified- Professional-Zertifizierung an, die sich nach verschiedenen Anforderungsbereichen aufteilen. Jede Zertifizierung erfordert das Ablegen mehrerer fachspezifischer Pruefungen. Hat der Pruefling den Test bestanden, ist er berechtigt, die jeweilige Certified Professional im geschaeftlichen Umgang und der taeglichen Berufspraxis zu verwenden.

Bei Produktaenderungen, erklaert Lazari, fordert das Unternehmen eine Rezertifizierung, so dass der einmal erreichte Qualitaetsstand dauerhaft gesichert bleibe. Bei dem suedafrikanischen Schulungstraeger sind besonders die Ausbildungswege zum "Microsoft Certified Systems Engineer", zum "Solution Developer" und zum "Certified Product Specialist" gefragt.

Die Bezeichnung Certified Systems Engineer qualifiziert Fachleute, die Informationssysteme mit Windows-NT-Workstations, Windows-NT- Server und anderen System- und Workgroup-Produkten zu implementieren, zu warten und zu unterstuetzen haben. Certified Systems Engineers muessen mindestens sechs Examen bestehen: vier Betriebssystem-Pruefungen und zwei zu waehlende Tests aus Workgroup- oder Advanced-System-Produkten.

Der Microsoft Solution Developer wiederum qualifiziert DV-Profis, um massgeschneiderte Business-Loesungen unter Einsatz von Entwicklungs-Tools zu entwickeln oder anzupassen. Diese Zertifizierung umfasst zwei Pruefungen. Zum Aufgabengebiet der Microsoft Certified Product Specialists gehoeren der Support und das Tuning fuer ein bestimmtes Produkt.

Die deutschen Teilnehmer der Computerseminare in Kapstadt aeussern sich rundum zufrieden. Im Gegensatz zur winterlichen Kaelte zu Hause wuerden das heisse Klima, die schoene Umgebung sowie die entspannte Atmosphaere und der gute Kontakt zu den ISU-Mitarbeitern ihren Lerneifer anspornen. Fuer den Computerspezialisten Rene R., der von einem Hamburger Softwarehaus nach Kapstadt geschickt wurde, ist besonders wichtig, dass man bei den Kursen weder vom Chef herausgerufen noch von Kollegen kontaktiert werden kann: "Dies ist die erste Schulung, die ich ohne Stoerung erlebe. Allein dafuer hat es sich schon gelohnt."

Einen weiteren Vorteil sehen die deutschen Absolventen im englischsprachigen Unterricht. Der amerikanische Dozent mache sie sprachlich so fit, dass sie dem Test zum Microsoft Certified Professional (MCP) optimistisch entgegensehen koennten. Die deutschen DV-Profis beteuern unisono, dass sie ihren jeweiligen Arbeitgebern nach ihrer Rueckkehr vorschlagen werden, weitere Kollegen nach Kapstadt zu schicken. Schliesslich sei ein solcher Fortbildungstrip auch als Incentive fuer die Mitarbeiter zu sehen.

Fuer ISU-Manager Chris Lazari steht fest, dass sich Suedafrika in puncto Computerausbildung noch auf dem Niveau eines Entwicklungslandes befindet. Dabei sei die Qualifizierung junger Leute gerade hier ein Garant fuer eine friedliche Zukunft. Das Unternehmen ist sich seiner Verantwortung bewusst und bietet arbeitslosen schwarzen Jugendlichen zwischen 18 und 26 Jahren ein Microsoft Apprenticeship Programme (MAP) an.

Die Teilnehmer werden in einer einjaehrigen kostenlosen Schulung zum Microsoft Certified Systems Engineer ausgebildet. Nach Beendigung der Qualifizierung uebernimmt der DV-Schulungstraeger einige Absolventen selbst, die anderen werden bei ihrer Jobsuche unterstuetzt. Lazari: "Unser Land benoetigt dringend qualifizierte DV-Profis. Wir wollen unseren Teil dazu beitragen."

*Ina Hoenicke ist freie Journalistin in Muenchen.