Der Beratungsmarkt hierzulande wächst, aber

Deutsche Consulter zu klein für internationales Parkett

08.12.1989

ESSEN (CW) - Deutsche Unternehmensberater sind für den EG-Binnenmarkt noch nicht gerüstet; in der Bundesrepublik dagegen können sie durch die Hochkonjunktur gute Geschäfte machen. Das Marktvolumen für die Consulter ist 1989 um 13,7 Prozent gestiegen, ergab eine BDU-Studie.

Das zeige, so Karl Scholz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Unternehmensberater (BDU), daß Beratungsleistungen weniger als Nothilfe denn als Investitionen verstanden würden. Anläßlich des Deutschen Beratertages zog er Bilanz: Knapp drei Milliarden Mark sollen demnach die 340 im BDU organisierten Softwarehäuser und Beratungsfirmen bis Ende 1989 umgesetzt haben, während der Gesamtmarkt etwa 11,4 Milliarden Mark betragen werde.

Laut BDU resultieren die größten Teile des Marktvolumens aus Aufträgen der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie (23 Prozent), der Investitionsgüterindustrie (14,5), der öffentlichen Verwaltung (14,2) der Geldinstitute und Versicherungen (11,1). Trotz des großen Anteils öffentlicher Aufträge am Beratungsmarkt sind die Behörden für Scholz jedoch ein

"trauriger Fall": Beratungen im eigentlichen Sinne für die öffentliche Hand machten nur etwa drei Prozent aus, der Großteil seien einzelne Software-Entwicklungen. Hier liege ein krasser "Innovationsstau" vor.

Im Kontrast zu den Wachstumsmeldungen stellte BDU-Vorstandsmitglied Peter Beyer fest, selbst die größten deutschen Software- und Beratungshäuser seien zu klein, um international auf Dauer mithalten zu können (Siehe CW Nr. 48 vom 24. November 1989, Seite 1: "Deutscher Softwarebranche fehlt ...".) Scholz führte hierzu aus, die deutschen Consulter seien ihren europäischen Konkurrenten an "örtlicher Präsenz, personeller Größe und Finanzkraft zum Teil deutlich unterlegen . Er konstatierte einen dringenden "Nachholbedarf in Richtung Europäisierung und Internationalisierung."

Dem stünden aber eine Reihe von Hindernissen gegenüber etwa die Kammer-Monopole der Rechtsanwälte und vor allem der Steuerberater, die zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben oft Beratungs- und Entwicklungsfunktionen mit übernehmen könnten, ohne mit den, so Scholz, "unzulässig weit ausgedehnten deutschen Monopolbestimmungen in Konflikt zu geraten. BDU-Geschäftsführer Norbert Küster erklärte, sein Verband habe deswegen Beschwerde bei der EG-Kommission eingereicht .

Zu drei Vierteln sind die BDU-Mitglieder "klassische Unternehmensberater" Als "Softwarehäuser" bezeichnen sich etwa 95 Prozent der Verbandsmitglieder. Bei beiden Kategorien macht laut BDU der Anteil der DV-Beratung einschließlich Softwareentwicklung einen großen Anteil des Gesamtumsatzes aus: Die klassischen Berater generieren ein Viertel ihres Geschäftes in diesem Bereich; Softwarehäuser setzen naturgemäß fast 60 Prozent ihrer Einkünfte mit DV-Beratung, Standardsoftware und Rechenzentrumsleistungen um. +