Chief Digital Officer

Deutsche CDOs sehen Defizite beim digitalen Wandel

12.06.2018
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Welche Maßnahmen CDOs ergreifen

Beim Umsetzen ihrer strategischen Ziele setzen die CDOs sowohl auf technische Innovationen als auch auf strukturelle Veränderungen in ihren Unternehmen. Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen steht dabei ganz oben auf der Liste der Maßnahmen, gefolgt von Cloud-Lösungen und der Digitalisierung der internen und externen Kommunikation. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Aufbau digitaler Vertriebskanäle (siehe Grafik).

Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen steht auf der To-Do-Liste der CDOs ganz oben.
Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen steht auf der To-Do-Liste der CDOs ganz oben.
Foto: CareerTeam

Weniger als die Hälfte der Befragten plant hingegen eine eigene Big-Data-Abteilung. Angesichts der rapide wachsenden Bedeutung von Big-Data- und Analytics-Technologien fällt dieser Wert überraschend niedrig aus. "Häufig mangelt es Unternehmen schlichtweg an geeignetem Personal, um aus 'Big Data' auch 'Smart Data' zu machen", beobachtet Ole Mensching, Geschäftsführer von CareerTeam. "Die Position des 'Smart Data-Analysten' wird in diesem Kontext zukünftig noch mehr als schon jetzt zu einer Schlüsselposition für die Erschließung und Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle."

Wer den digitalen Wandel verantwortet

Kein einheitliches Bild ergibt sich bei der Frage, wer den digitalen Wandel letztlich verantwortet. Nur 43 Prozent der deutschen CDOs gaben an, federführend für die Koordination der Digitalisierung in ihrem Unternehmen verantwortlich zu sein. In vielen Fällen haben zusätzlich andere, verwandte Funktionsträger die Entscheidungshoheit, darunter CIOs, Heads Of Digital und IT-Leiter.

In jedem fünften Fall steuert die Geschäftsführung beziehungsweise der Vorstand die Transformation; in der Schweiz liegt dieser Wert bei über 50 Prozent. Das Thema Digitalisierung scheint bei den Eidgenossen also eher Chefsache zu sein als hierzulande.

Die Studienautoren weisen darauf hin, dass die Digitalisierungsbemühungen in Deutschland auf viele Schultern verteilt würden. So setzt den Angaben zufolge gut ein Drittel der Unternehmen auf Projektarbeit in Labs, Acceleratoren und Inkubatoren. Die schweizer Vergleichsgruppe kommt hier nur auf 20 Prozent. Darüber hinaus vertrauen 23 Prozent der Digitalchefs in Deutschland auf die Unterstützung durch externe Dienstleister, in der Schweiz sind es nur sechs Prozent.

Die größten Hürden bei der Digitalisierung

Dass der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern zu den größten Hemmschuhen des digitalen Wandels gehört, sehen auch die meisten CDOs so (siehe Grafik). Die Studie legt allerdings noch andere Defizite offen. So nannten 59 Prozent der Teilnehmer eine "falsche Unternehmenskultur". Auch die von Experten immer wieder erhobene Forderung, die Digitalisierung in den Unternehmen müsse Chefsache sein, scheint in der Praxis oft nicht anzukommen. So berichten knapp 54 Prozent der CDOs von einer "fehlenden Änderungsbereitschaft im Management". Die Führungskräfte schneiden dabei nur wenig besser ab als die Mitarbeiter insgesamt, denen 63 Prozent der Digitalchefs eine fehlende Bereitschaft zu Veränderungen attestieren.

Einen Mangel an qualifizierten Mitarbeitern beklagen auch deutsche CDOs. Doch es gibt noch andere Defizite, die den Transformationsprozess bremsen.
Einen Mangel an qualifizierten Mitarbeitern beklagen auch deutsche CDOs. Doch es gibt noch andere Defizite, die den Transformationsprozess bremsen.
Foto: CareerTeam

Einen Mangel an qualifizierten Mitarbeitern beklagen auch deutsche CDOs. Doch es gibt noch anderen Defizite, die den Transformationsprozess bremsen.

Es reiche eben nicht, CDOs und ihren Abteilungen einfach nur großzügige Budgets zur Verfügung zu stellen, kommentiert CareerTeam-Chef Mensching. "Viele Mitarbeiter und auch Manager zeigen sich nicht im erforderlichen Maße offen und bereit für die Transformation." Dieser menschlich verständlichen Haltung müssten die Unternehmensführungen mit intensiverer Kommunikation, Moderation und aktiver Einbindung begegnen.