Daimler-Benz-Enkelin gliedert CCS-Bereich aus

Deutsche Cap-Gemini-Tochter geht in Debis Systemhaus auf

02.08.1991

MÜNCHEN (qua) - Aus dem "Gentlemen's Agreement" (vergleiche CW Nr. 28 vom 12. Juli 1991, Seite 1) wurde eine Absichtserklärung: Voraussichtlich im Oktober erwirbt die Debis AG, Berlin, 34 Prozent der Sogeti S.A., Paris - spätere Übernahme der Kapitalmehrheit nicht ausgeschlossen; gleichzeitig verschmilzt die Hamburger Cap Gemini SCS Holding GmbH mit der Stuttgarter Debis Systemhaus GmbH.

Wenn das Kartellamt keine Einwände geltend macht, werden im Herbst dieses Jahres zwei selbständige Unternehmen unter dem Dach des Stuttgarter Systemhauses firmieren. Die hundertprozentige Tochter der Debis AG will den weitaus größten ihrer fünf Geschäftsbereiche, die Computer-/Kommunikationsservices, ausgliedern und unter dem Namen CCS rechtlich verselbständigen.

Die verbleibenden Bereiche - kaufmännische beziehungsweise industrielle Systeme und Projekte, Systemhaus GEI sowie Schulung - sollen Teil eines Joint-venture werden, an dem die Stuttgarter nur noch eine hauchdünne Mehrheit von 51 Prozent halten wollen. Den Rest des Kapitals beabsichtigt die zu 58 Prozent von der Sogeti S.A. kontrollierte Cap Gemini Sogeti beizusteuern.

Darüber hinaus will der französische Software- und Servicekonzern die Hamburger Holding in das Gemeinschaftsunternehmen einbringen. An CCS wird Cap Gemini dann ebenfalls - indirekt - beteiligt sein, da sich das Joint-venture mit einem Fünftel in die Facilities-Management-Company einkaufen soll.

Bewegte Vergangenheit

Der deutschen Cap-Gemini-Niederlassung ist ein wechselvolles Geschick beschieden. Vor kaum einem Jahr war die Holding durch eine Fusion der SCS GmbH mit der Cap Gemini Sesa GmbH entstanden. Wie das Debis Systemhauses künftig strukturiert sein wird und ob der Name Cap Gemini in Deutschland erhalten bleibt, ist derzeit noch Gegenstand der Verhandlungen, die nach dem Willen der Beteiligten Ende Oktober abgeschlossen werden. Insgesamt mehr als eine Milliarde Mark will die Debis AG sich die Minderheitsbeteiligung an der Sogeti S.A. kosten lassen. Die Service-Tochter der Daimler-Benz AG beabsichtigt, ein Viertel der existierenden Sogeti-Aktien zu erwerben und zusätzlich das Eigenkapital der Franzosen um 1,2 Milliarden Franc (rund 300 Millionen Mark) aufzustocken. Der Vertrag zwischen Debis und Sogeti sieht die Möglichkeit vor, daß die Deutschen durch den Erwerb von Wandelanleihen in etwa vier Jahren die Kapitalmehrheit an dem französischen Konzern übernehmen.

Allerdings hat sich Sogeti ein Hintertürchen offengehalten: Sollten die Franzosen in drei Jahren nicht mehr an einer weitergehenden Verflechtung mit dem Stuttgarter Technologieunternehmen interessiert sein, so können sie die an Debis ausgegebenen Optionsscheine zwischen Anfang Juli 1994 und Ende Januar 1995 zurückziehen. Für den Daimler-Benz-Konzern wäre damit der Traum von der Kontrolle über das größte europäische Software- und Service-Unternehmen ausgeträumt.