Mannschaft der Hamburger Zentrale halbiert:

Deutsche CACI schränkt Softwaregeschäft ein

20.07.1984

HAMBURG - Schlagworte wie Mißmanagement, unrealistische Kalkulation, mangelndes Controlling und die Entlassungskampagne im April dieses Jahres rücken die CACI Deutschland GmbH ins Rampenlicht. 14 Mitarbeiter der Hamburger Hauptgeschäftsstelle wurden im Schnellverfahren gefeuert - darunter zwei Topmanager des Unternehmens. Noch sei keine Entscheidung gefallen, so Rechtsanwalt Leo Keuppens, Vice-President der CACI Europa, das Department an der Alster endgültig zu schließen.

Für "geschäftlich absolut gerechtfertigt" hält Keuppens die für den deutschen CACI-Hauptsitz getroffenen Maßnahmen, die Geschäftsaktivitäten einzuschränken. So sei in der Hamburger Deutschland-Zentrale auf eine Art gewirtschaftet worden, die man "nicht gerade zum fairen Geschäftsgebaren zählen könne" (O-Ton Keuppens). Hinzu gekommen sein die ständigen finanziellen Verluste. Ärgert sich der Amsterdamer Rechtsanwalt: "Bei den Ergebnissen hätte kein vernünftiger Geschäftsmann eine andere Entscheidung getroffen."

So mußten Mitte April - neben zwölf weiteren Mitarbeitern - die zwei verantwortlichen CACI-Chefs ihren Hut nehmen: Department-Manager und Prokurist Werner Godersky - inzwischen technischer Direktor bei der ADR Deutschland GmbH - und Willi Erich, Vice-President und zuständiger Division-Manager für die CACI-Geschäftsstellen in Hamburg, München, Göteborg, Fleet und Richmond.

Der Ex-Vize will indes die Vorwürfe auf keinen Fall auf sich beruhen lassen. Natürlich habe man Verlustgeschäfte getätigt, aber das sei bei den an die Geschäftsstellen gestellten utopischen Vorgaben nicht verwunderlich gewesen.

Allerdings, so Kenner des Unternehmens, mute die CACI-Kalkulation für deutsche Verhältnisse etwas unrealistisch an: Bei einem Management-Overhead von 32 Prozent auf alle Arbeitskosten wie Gehälter, Sozialabgaben oder Spesen und bei zusätzlichen 10,5 Prozent Verwaltungskosten auf diese Summe sei der erwartete Profit von zehn Prozent durch reine Projektgeschäfte nur schwer zu erbringen gewesen.

In der Tat scheinen die Verantwortlichen sowohl in der Amsterdamer CACI-Europazentrale als auch in der 1962 gegründeten Muttergesellschaft CACI Inc. International, Kalifornien nicht ganz unschuldig an dem entstandenen Tohuwabohu zu sein. Konstatiert der Münchner Geschäftsstellenleiter Franz Müller: "Die Misere in Hamburg dauert doch schon über zwei Jahre, da hat sich aber kein Mensch drum gekümmert. "

Daß schlampiges Controlling das einzige Haar in der "CACI-Suppe" gewesen sein soll, wagen indes Branchenkenner zu bezweifeln. Nicht bedacht habe das Management offensichtlich die horrenden Entwicklungskosten einer von CACI konzipierten Methode der Datenanalyse, genannt "System factory", die den Benutzer von der Analyse bis zum fertigen Programm führen soll. Nach Informationen von Mitarbeitern soll die Weiterentwicklung des Softwareprodukts nach Fertigstellung der ersten Stufe Anfang September gestoppt werden.

Die mittlerweile von 26 auf 12 Mitarbeiter zusammengeschmolzene Hamburger Crew ist denn auch stark verunsichert, zumal die Auflage von Amsterdam an die Waterkant erging, das noble CACI-Büro umgehend zu räumen und bescheidenere Quartiere zu beziehen.

Vice-President Keuppens sieht die Lage realistisch: "Wir untersuchen derzeit den Sachverhalt und werden dazu noch vor Ende August eine Empfehlung an das US-Topmanagement weiterreichen." Drei Alternativen seien denkbar: Auflösung der Hamburger Hauptgeschäftsstelle, Aufstockung der verbliebenen Basis durch fähige SW-Manager und Spezialisten, um so die Geschäftsaktivitäten wieder anzukurbeln, oder die Konsolidierung der Münchner und Hamburger Departments.

Ob das deutsche CACI-Debakel europaweit Konsequenzen haben wird, bleibt abzuwarten. Doch schon habe man den Kollegen aus Brüssel und Birmingham den Vorschlag unterbreitet, berichten Mitarbeiter aus den belgischen und englischen CACI-Zweigstellen, zur amerikanischen Muttergesellschaft überzuwechseln.