Deutsche Bank will weltweit einheitliche HR-Prozesse

23.04.2009
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.
Das IT- und Organisationsprojekt im Personalwesen mit dem sagenumwobenen Namen "Delphi" hält sich so nah wie möglich an der Standardlösung.

Der Sage nach hat Zeus Delphi zum Mittelpunkt der Welt erklärt. Der Platz, an dem das Orakel seine schicksalsträchtigen Sprüche von sich gab, sollte zur Pilgerstätte für Politiker wie Privatleute werden. Ganz so viel Gewicht wird dem Delphi der Deutschen Bank nicht zugesprochen – doch innerhalb des Frankfurter Geldinstituts spielt es sehr wohl eine zentrale Rolle.

Delphi – der Name soll an die eingesetzte Software von Oracle erinnern – steht für die Vereinheitlichung von Prozessen und Anwendungen im Personalwesen der Deutschen Bank. Weltweit sollen künftig die gleichen Standards für Prozesse gelten: bei der Einstellung von Mitarbeitern ebenso wie bei Versetzungen, Entsendungen und Gehaltsanpassungen.

Heterogene Prozesse

Wie in vielen Unternehmen haben sich bei der Deutschen Bank im Lauf der Geschichte viele unterschiedliche Vorgehensweisen eingeschliffen – durch länderspezifische Gewohnheiten oder neue Unternehmen, die die Bank gekauft hat. Eine global gültige Prozess-Schablone war notwendig geworden, schluckten doch die heterogenen Abläufe zu viel Zeit, Kapazitäten und letztlich Kosten. "Wir brauchen die Mitarbeiter viel nötiger an anderer Stelle", erklärt Projektleiter Peter Pardatscher. Etwa um Integrationen wie die der Norisbank oder der vor zwei Jahren übernommenen Berliner Bank zu stemmen. Nicht zuletzt soll das Vorhaben die Vereinheitlichung der Datenbanken und Anwendungen vorantreiben, um künftig eine noch höhere Datenqualität und -konsistenz zu erreichen.

Auf Seiten der IT hat sich die Deutsche Bank für die Software "HCM 9.0" von Oracle, besser: Peoplesoft, entschieden. Dieser Beschluss dürfte noch einer der leichteren gewesen sein. Als wesentliche Herausforderung sieht Pardatscher hingegen, Prozesse anzupassen, ohne die Standardsoftware zu stark individualisieren zu müssen. "Jede Individualisierung behindert die Upgrade-Fähigkeit massiv", sagt Pardatscher. Um hier künftige Kostenexplosionen zu vermeiden, setzt die Bank dem Customizing von Beginn an enge Grenzen. Das sei immer ein Kompromiss unter Kosten- und Nutzenaspekten, so Pardatscher. Damit dieser nicht faul ist, hat das Institut einen sorgfältigen Entscheidungsmechanismus entwickelt, der jeden Änderungswunsch unter die Lupe nimmt und bei Bedarf bis in den Vorstand trägt. "Nur relativ einfache Fragen der Parametrisierung – etwa Feldanordnungen auf Portalseiten – gehen durch einen verkürzten Entscheidungsprozess."

Geringe Individualisierung

Bislang hat sich der Aufwand gelohnt. Finden sich in anderen Unternehmen Abweichungsquoten von 60 Prozent und mehr, glaubt Pardatscher, dass sich Delphi bei einem Individualisierungsgrad von zehn bis 15 Prozent bewegt. Der Projektplan sieht eine schrittweise Einführung vor. Die Arbeit begann im August 2007, Mitte dieses Jahres sollen Software und Prozesse weltweit eingeführt sein. Im August 2008 ging das neue "Case Management System Helpdesk" in Betrieb und Mitte Oktober das Kernsystem "HCM 9" für Nord – und Südamerika. 2009 folgen Europa und Asien.

In Zukunft werden alle Mitarbeiterprozesse – ob in Japan oder USA – mit denselben Anwendungsmasken arbeiten. Nur rechtliche Vorgaben und Länderspezifika können dann noch den Standardablauf verändern. Dieser Rollout-Ansatz erlaubt einen frühzeitigen Nutzen bei beherrschbarer Risikoverteilung. Mittelfristig wird mit Delphi die Basisplattform für weitere Peronalprojekte und zugehörige Produkte geschaffen.

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