Deutsche Anwendergruppe beklagt mangelnden Zuwachs Oracle-Chef sieht DV-Zukunft fuer massiv-parallele Mainframes

19.11.1993

MAINZ (CW) - Ganz im Zeichen der Harmonie zwischen Anwender und Hersteller stand die diesjaehrige Benutzerkonferenz der deutschen Oracle-User. Oracle-Chef Franz Niedermaier zeigte in seiner Eroeffnungsrede DV-Trends auf und nutzte den Rahmen fuer die Darstellung von Perspektiven seines Unternehmens.

Der bisherige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Oracle Anwender Gruppe (Doag) Jochen Frickel wundert sich ueber das mangelhafte Interesse, sich in einer Anwendervertretung zu organisieren: "Wir wissen nicht genau, woran das liegt - wir koennen uns kaum vorstellen, dass die Anwender mit den Produkten, dem Support und Informationsangebot so zufrieden sind." Der Verein, 1988 gegruendet, hat zur Zeit rund 300 Mitglieder. Damit liegt der Organisationsgrad von Oracle-Nutzern mit zehn Prozent im Vergleich mit anderen Anwendervereinigungen besonders niedrig.

Statt Anwenderforderungen standen in Mainz daher die Sichtweisen des Herstellers im Vordergrund. Niedermaier, Senior Vice-President Central Europe von Oracle und Doag-Beirat, skizzierte die DV- Zukunft folgendermassen: Mainframes und Rechenzentren bleiben aktuell, jedoch werden sich ihre Rollen aendern. Massiv-parallele Rechner gewinnen hier erheblich an Bedeutung, denn der Trend zu verteilten Daten und Applikationen nimmt noch deutlich zu. Damit verbunden ist eine erhebliche Steigerung des Vernetzungsgrades. In Middleware sieht Niedermaier das geeignete Instrument, um zu offenen Systemen zu gelangen. Diese aber sind unverzichtbare Plattformen fuer den Einsatz von Standardsoftware, die "stark im Kommen ist".

Oracle versucht besonders am Zukunftsmarkt Multimedia zu partizipieren. So hofft Nieder- maier, den kuerzlich in Orlando vorgestellten "Oracle Media Server" dem deutschen Publikum auf der CeBIT 1994 praesentieren zu koennen. Damit soll der private Anwender in die Lage versetzt werden, aus dem Fernsehsessel heraus Spielfilme auszuwaehlen oder Einkaeufe zu taetigen. Ausserdem deutete Niedermaier an, die "weltweite Feldorganisation" des Unternehmens werde im Sinne einer "Globalisierung des Kundenkreises" geaendert. Kuenftig gebe es weder organisatorisch noch personell die strikte Trennung des US-Marktes von internationalen Geschaeftsbereichen.

An der Spitze des Weltkonzerns steht weiterhin Larry Ellison. Geoffrey Squire, bisher unter anderem Chief Executive International Operations, wechselt intern in ein neu zu schaffendes Department. Dieses soll einerseits Grosskunden betreuen, die nun beispielsweise weltweit mit einheitlichen Konditionen rechnen duerfen, sowie andererseits neue Maerkte sondieren und erschliessen.

Zur Zeit ist Oracle nach eigenen Angaben das drittgroesste Software- Unternehmen auf dem Weltmarkt. Im Geschaeftsjahr 1993 beschaeftigte der Konzern zirka 9200 Mitarbeiter und wies mit 1,5 Milliarden Dollar ein Umsatzwachstum von 28 Prozent aus. Den deutschsprachigen Geschaeftsbereich will Niedermaier von bisher 700 auf 900 Mitrabeiter aufstocken.