Warum sich VDI nur selten lohnt

Desktop-Virtualisierung - ein Flop?

22.11.2012
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Studiosus - ein Reiseveranstalter steigt auf virtuelle Desktops um

Im Bürogebäude von Studiosus werden nach und nach alle Arbeitsplätze auf VDI umgestellt.
Im Bürogebäude von Studiosus werden nach und nach alle Arbeitsplätze auf VDI umgestellt.
Foto: Studiosus

Ein weiteres relativ typisches Beispiel für eine gelungene Virtualisierungslösung ist der Einsatz von VMware View beim Reiseveranstalter Studiosus in München. Dort sind rund 300 Mitarbeiter beschäftigt, von denen derzeit rund 100 mit Thin Clients arbeiten. Nach und nach sollen auch die meisten anderen Anwender gruppenweise umgestellt werden. Das Projekt läuft seit nunmehr zwei Jahren, und zwar als einer der Folgeschritte eines umfassenden Virtualisierungsprojekts. Dessen Ziele waren Ausfallsicherheit, einfache, zentrale Administration, Umweltaspekte wie Stromeinsparung und recyclebare Endgeräte sowie Unabhängigkeit von spezifischen Endgeräteherstellern.

Der Prozess begann mit der Konsolidierung der Speicherinfrastruktur und Server-Virtualisierung - angesichts der hohen Anforderungen von VDI an Speicherinfrastrukturen sicher keine schlechte Idee. Zusammen mit dem Integrator InoxTech wurden zur Vorbereitung der VDI-Implementierung zunächst Anwendungspakete entwickelt, auf verschiedenen Browserversionen ausprobiert und lauffähig gemacht. Es entstanden Templates und Desktop-Pools - wie zum Beispiel für Back-Office-Mitarbeiter mit allgemeinen Büroapplikationen ohne spezielle Anforderungen, für Call-Center-Mitarbeiter, für die Administratoren und für spezielle User. Erst danach - nach rund einem Jahr - begann der Roll-Out an die Anwender.

Abenteuerliche Reisen und fortschrittliche High-Tech sind kein Widerspruch, beweist die IT des Reiseanbieters Studiosus.
Abenteuerliche Reisen und fortschrittliche High-Tech sind kein Widerspruch, beweist die IT des Reiseanbieters Studiosus.
Foto: Studiosus

Dabei sind nicht alle Mitarbeiter vor Ort. So können etwa die Call-Center-Mitarbeiter nicht nur in der Zentrale arbeiten, sondern auch ausgelagert mit einem für IP-Telefonie geeigneten Softphone. Die 50 Telearbeitsplätze können sich Hardware-unabhängig und ohne ein VPN zu benötigen, einen Software-Client auf ihr individuelles Endgeräte herunterladen - Laptop oder Tablet-PC. Die Leistungsfähigkeit dieser Lösung unterscheidet sich nicht von denen vor Ort. Die Investitionskosten lagen im niedrigen sechsstelligen Bereich. Obwohl Georg Ionescu, Netzwerkmanager bei Studiosus, keine Angaben zum ROI der Installation machen will, gibt er sich zufrieden: "An den Arbeitsplätzen mit Zero-Clients haben wir keine Software mehr auf dem Rechner, bei Fat Clients hat sich der Managementaufwand ebenfalls erheblich verringert."

Ein weiterer, weniger typischer Fall ist der eines mittelständischen Metallverarbeiters, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Dort lief das PPS-System schon eine Zeit lang auf Microsoft Terminal Server und wurde nunmehr zusammen mit allen Office-Applikationen auf Thin Clients migriert, die zehn Mitarbeiter benutzen. Der größere Rest der Mitarbeiter allerdings wird nicht in die VDI-Infrastruktur einbezogen. "Sie nutzen CAD-Anwendungen und müssen große Datenmengen bewegen und sind daher für VDI nicht unbedingt geeignet", erklärt der nebenamtlich aktive IT-Leiter des Unternehmens.

Fazit

Unterm Strich bestätigen diese Beispiele, dass VDI (Virtual Desktop Infrastructure) vor allem ein Thema für spezielle vertikale Märkte oder Nischen in Unternehmen bleiben wird, dort aber sehr nützlich ist. Die technisch weiterentwickelten Nachfolger heutiger Konzepte, die vielleicht neue Anwenderschichten ansprechen, stehen schon in den Startlöchern. Beispielsweise die Box-Solution von Kaviza, mittlerweile ein Teil von Citrix, oder Bromium. Letzteres Unternehmen wurde von den Erfindern des Xen-Hypervisor gegründet und schickt sich an, "BYOD-Integration ohne VDI" zu realisieren. (wh)

Teaserbild: P. Hermans, Fotolia