Der Weiterbildungsmarkt stagniert

25.04.2002
Von Bettina Wirth
Der Weiterbildungsmarkt in Deutschland stagnierte im Jahr 2001. Mit staatlich geförderten Maßnahmen erwirtschafteten einige Schulungsanbieter zwar noch ein Umsatzplus. Jedoch kürzten die Wirtschaftsunternehmen als Folge der Rezession die Trainingsausgaben für ihre Mitarbeiter.

Die Lünendonk GmbH, Gesellschaft für Information und Kommunikation, Bad Wörishofen, untersuchte den deutschen Weiterbildungsmarkt. Demnach wurden zwar Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen im Jahr 2001 von staatlicher Seite unvermindert gefördert. Dafür hielten sich Unternehmen mit Aufträgen stark zurück.

Daraus ergab sich ein stagnierender Markt, der nach Expertenschätzungen ein Volumen von rund sieben Milliarden Euro aufweist. Es existieren 5000 bis 10 000 Schulungsfirmen, darunter viele Einzelkämpfer. Nur zehn Prozent der deutschen Weiterbildungsinstitute beschäftigen mehr als 25 Mitarbeiter.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Umsatzstärkster Anbieter ist mit dem DAA Bildungswerk der deutschen Angestellten-Gewerkschaft eine gemeinnützige Institution. Sie bietet Ausbildung und Umschulung im Rahmen der staatlichen Arbeitsmarktpolitik an. Ebenfalls zu den führenden Trainingsfirmen zählen die Dekra Akademie, Stuttgart, und die TÜV Bildung und Consulting GmbH in Köln, die hauptsächlich Schulungen im technisch-gewerblichen Sektor organisieren.

Die Marktstudie ergab, dass die 15 führenden Anbieter beruflicher Weiterbildung für 2001 ein durchschnittliches Wachstum von vier Prozent erwirtschafteten. Im Jahr davor belief sich das Branchenwachstum auf sieben Prozent. Sieben der 15 Unternehmen weisen für 2001 kein Wachstum oder eines von maximal fünf Prozent auf.

Weiterbilder rechnen mit Umsatzeinbrüchen

Glaubt man den Erwartungen der Branchenvertreter, wird sich daran im laufenden Jahr nicht viel ändern. Die 15 Marktführer rechnen für 2002 mit einem durchschnittlichen Wachstum von vier Prozent. Dabei geht fast die Hälfte von einem Rückgang des Umsatzes oder bestenfalls einer Stagnation aus.

Große Bedeutung für den deutschen Weiterbildungsmarkt haben der Lünendonk-Liste zufolge Firmen, die Kurse im hochqualifizierten Bereich, etwa Informations- und Kommunikationstechnik, anbieten. Als typische Vertreter führt die Liste die Unilog Integrata Trainings AG, Tübingen, und die GFN AG, Stuttgart, auf. Insgesamt erzielen sechs der führenden 15 Weiterbildungsanbieter die Hälfte ihres Umsatz mit Veranstaltungen zu IT-Themen.

Nachfrage nach IT-Schulungen besonders rückläufig

Aber gerade dieses Geschäft brach Lünendonk-Berater Heinz Streicher zufolge stark ein: „Berater, Systemintegratoren, Softwarehäuser - die Anbieterunternehmen waren die wichtigen Kunden der IT-Trainer, denn die mussten immer auf dem neuesten Stand sein.“ Selbst solche Unternehmen sparen nun an der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Die Aufträge von ihrer Seite sind seit den Umsatzeinbrüchen Mitte letzten Jahres rückläufig.

Verschärfend für IT-Trainingsunternehmen kommt hinzu, dass der Staat im IT-Bereich kaum als Auftraggeber auftritt. Staatlich gefördert würden meist nur die klassischen Umschulungen, die ihre Teilnehmer zum Industriekaufmann oder Krankenpfleger ausbilden, so Streicher.