25 Jahre Windows

Der Weg zum Quasi-Monopolisten

05.08.2010
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Bill im Glück

Foto: Bill Gates

Der Weg zum Quasi-Monopol war von Glück geprägt. Noch als Windows nur eine grafische Benutzeroberfläche unter vielen war, erkannte das Unternehmen schnell, dass die Kunden weniger am GUI interessiert sind, sondern vielmehr an den Programmen, die ihnen einen zusätzlichen Nutzen offerieren. Um Windows salonfähig zu machen, legte die Company etwa dem Pagemaker eine kostenlose Runtime-Version von Windows bei und hatte damit den ersten Coup gelandet. In einer Zeit, als Desktop Publishing eine Domäne der teuren Apple-Rechner war, stellte die Kombination aus PC und Pagemaker eine kostengünstige Alternative dar. Die speziell an Windows angepassten Programme Excel und Winword waren dann ein weiterer Schritt, um das Betriebssystem in der Business-Welt populär zu machen.

Fragwürdiges Geschäftsgebaren

Wenig gentlemanlike war Microsofts Geschäftsgebaren 1990 im Zusammenhang mit der Einführung von Windows 3.0. Entwickler, die Zugriff auf die Schnittstellenspezifikationen (APIs) erhalten wollten, mussten Nondisclosure Agreements (NDAs) unterschreiben, in denen sie sich verpflichteten, mehrere Jahre keine Software für Konkurrenzprodukte zu entwickeln. Und die Hardwarehersteller nahm Microsoft mit einem raffinierten Rabattsystem an die Kandare. Wer unterschrieb, dass er für jeden ausgelieferten PC Lizenzgebühren entrichten werde - egal ob Windows installiert war oder nicht -, erhielt besonders attraktive Rabattangebote. Kein Wunder, dass diese Hersteller wenig Interesse hatten, alternative Betriebssysteme zu entwickeln.

Gefährliche Partnerschaft

Um Windows zum endgültigen Durchbruch zu verhelfen, sprang Microsoft auch mit Partnern wenig zimperlich um, wie etwa IBM erfuhr. Gemeinsam mit Big Blue entwickelte Microsoft 1987 OS/2 Version 1.0. Beide Unternehmen teilten sich die Arbeit: Big Blue zeichnete für die Benutzeroberfläche verantwortlich, während Microsoft den Kernel baute. Bis zur Version 2.0 funktionierte die Kooperation. Angesichts des Erfolgs von Windows 3.0 (1990 vorgestellt) orientierte sich Microsoft bei den Programmierschnittstellen für OS/2 Version 3.0 jedoch an Windows. Ein Schritt, der das Vertrauen der Partner nachhaltig störte. Die Krise endete damit, dass Microsoft 1991 die Kooperation aufkündigte. IBM entwickelte OS/2 in Eigenregie weiter und veröffentlichte 1994 OS/2 Warp. Obwohl das System Windows technisch überlegen war, setzten die Anwender weiterhin auf Microsofts Plattform und ließen sich von der Ankündigung, dass eine künftige Version 16- und 32-Bit-Welt vereinen werde, verführen. Lediglich in Deutschland konnte IBM mit OS/2 Warp - bevor die Entwicklung eingestellt wurde - Achtungserfolge erzielen, als die PC-Ketten Vobis und Escom ihre Rechner mit vorinstalliertem OS/2 auslieferten.