Der Weg zum Bildschirm war richtig

11.07.1975

Was Hersteller und Berater immer wieder gefordert haben, setzt sich offensichtlich langsam durch: der Bildschirm am Arbeitsplatz. Interessant, daß die Lösung nicht nur für die Großen sondern auch für die Kleinen möglich und von Vorteil ist. Denn mit fortschreitender Integration wird der Gesamtkomplex der Datenverarbeitung nur noch durch die Verlagerung der Computerleistung an den einzelnen Schreibtisch - quasi an die Front - transparent.

"Das Fenster zum Computer für den EDV-Laien" soll den Sachbearbeiter, der sonst kaum mit der EDV konfrontiert wurde, zu mehr Leistung motivieren. "Minimale Fehlerquoten", "große Verarbeitungsgeschwindigkeit", "Reaktionsbereitschaft auf Wünsche des Kunden", "Transparenz des Auftragsgeschehens", "Marketing am Bildschirm" waren die Antworten auf die CW-Frage nach den Vorteilen von Bildschirm-Lösungen. Die positiven Eindrücke überwiegen. Liegt's daran, daß viele Firmen noch im Experimentierstadium und somit eher geneigt sind, Schwierigkeiten zu verharmlosen?

Kurt Uhde, EDV-Leiter der Chemischen Werke Hüls, Marl/Hüls

Bei uns läuft die Lager- und Versanddisposition bereits seit etwa vier Jahren auf Bildschirmen. Insgesamt gibt es in unserem Hause zehn Terminals IBM 3270 an denen etwa 25 Mann arbeiten. Demnächst wollen wir Bildschirme von GTE einsetzen.

Wenn einem Warendisponenten Aufträge auf den Tisch kommen, muß er die entsprechende Ware liefern. Dazu gehört natürlich, daß er sich umgehend informieren kann, ob die gewünschte Ware vorhanden ist, weiterhin benötigt er Informationen, in welchem Zustand sich die Ware befindet, wo und an welcher Stelle des Lagers diese Ware liegt. Durch Abrufen der Ware werden automatisch durch die eingegebenen Daten Verpackungsinstruktionen erstellt. Zudem werden unten im Lager gleich sogenannte Arbeitsanweisungen erstellt.

Die entsprechende Software haben wir selber programmiert. Bevor wir die Bildschirme einsetzten - damals noch alte 2260 Terminals -waren in der Lagerdisposition 28 Mitarbeiter beschäftigt, die anhand von Ziehkarteien ihre Lagerbestände geführt, Nachdispositionen und Abbuchungen vorgenommen haben. Heute ist das Personal reduziert und die Vorfälle, die von diesen Mitarbeitern jetzt bearbeitet werden, haben sich nahezu verdoppelt.

Die ganze Anwendung kann als Real-Time-Auftragserfassungssystem angesehen werden.

Wir sind jetzt gerade dabei, die Spedition mit Terminals auszustatten, damit die notwendigen Versandpapiere ebenfalls maschinell erstellt werden können (Lieferscheine, Lagerlisten, Spediteuranweisungen). Dort werden Bildschirme mit Druckern installiert die gleich die Frachtpapiere aus drucken.

Werner Sindel, Leiter der EDV-Abteilung der Salamander AG, Kornwestheim

In unserem Hause wurde Anfang 1974 mit der Installation von Terminals am Arbeitsplatz begonnen. In zwei Fachabteilungen stehen heute Insgesamt neun Bildschirmgeräte und zwei Drucker von SEL, bis zum Jahresende werden es etwa 25 Bildschirme sein. Angeschlossen sind sie an ein IBM-System 370/145, ein Bildschirmgerät ist außerdem in der Arbeitsvorbereitung des Rechenzentrums installiert.

Da wir in der Schuhindustrie zweimal im Jahr einem Kollektionswechsel unterworfen sind, sind wir gezwungen, in sehr kurzer Zeit die gesamten Stücklisten zu erfassen. Hier bringt uns die Erfassung im Dialog mit dem Computer einen großen Zeitgewinn. Die zweite Anwendung, die heute läuft ist die schnelle Durchführung von Kundenaufträgen, das heißt, dem Kunden kann zum Beispiel sofort am Telefon über die Lieferbereitschaft Auskunft gegeben werden. Weitere für dieses Jahr geplante Anwendungen liegen im Bereich der Materialwirtschaft. Wir werden auch die Kundenbetreuung laufend verbessern. Bei der Programmierung wurde großer Wert auf eine leicht verständliche Handhabung gelegt, so daß sich längere Einarbeitungszeiten erübrigen. Die Anwendungen laufen derzeit noch selbständig unter TCAM, wir sind jedoch in der Vorbereitung zu Einführungen eines zentralen Informationssystems.

Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, daß die neue Möglichkeit des Computers am Arbeitsplatz die zum Beispiel bei uns sogar den Entwurf eines Schuhes durch den Modelleur erlaubt, die Bereitschaft der Mitarbeiter zu erhöhter Verantwortung gesteigert hat.

Darüber hinaus hat sich das Verständnis für die Datenverarbeitung und die Bereitschaft zur Mitarbeit zwischen EDV und Fachabteilung verbessert.

Dieter Holleit, Leiter Kundendienst und EDV der Hitachi Sales Europa GmbH, Hamburg

Seit dem 1. 4. 1974 haben wir ein Singer-System 10 installiert. Für acht Partitions stehen uns je 8 K zur Verfügung. Es geht auch mit weniger, aber wir müssen nicht unbedingt sparen und wollen aus der Anlage das letzte herausholen. Sechs Partitions sind mit je einem Bildschirm belegt, außerdem verfügen wir noch über zwei Datenstationen.

Auf den Terminals laufen derzeit folgende Anwendungen: Bildschirm 1: Geschäftsleitung, Personalwesen, Lohn- und Gehalt, Statistiken. Bildschirm 2: Vertriebsleitung, Auskunftsprogramme, Statistiken, Disposition, Verkaufsvorhersage. Bildschirm 3: Kundendienstleitung, Auskunftsprogramme, Statistiken, Garantiewesen. Bildschirm 4: Buchhaltung. Bildschirm 5: Auftragsbearbeitung, Handelsware, Disposition, Nachlieferung, Lagerbuchführung. Bildschirm 6: Auftragsbearbeitung, Kundendienst (Service), automatische Rückstandskontrolle, Lagerbestandsführung Ersatzteile sowie Bestellwesen Ersatzteile.

Unser System ist generell ausgelegt auf schnellen Dialogverkehr, wenig Papier und viel Informationen. Bei uns laufen 150 Programme - wir können praktisch online am Bildschirm Marketing betreiben. Während der Einführung hat Singer die Programme für uns geschrieben, heute machen wir das selber. Obwohl ich nie gelernt habe zu programmieren, kann ich durch die Makro-Assembler-Sprache Jede Software selber erstellen.

Bei uns wurde das System schlagartig mit allen Anwendungen eingesetzt. Nach drei Monaten lief es so gut, daß sich keiner unserer Mitarbeiter mehr daran erinnern mochte, wie die Arbeit früher bewältigt wurde. Ganz klar stellte sich heraus, daß das System eine große Hilfe für uns ist, - wir haben alleine über 5000 Ersatzteile zu verwalten. Selbst die Bestellungen nach Japan, die vorher schleppend und unkontrolliert verliefen, sind heute in einer halben Stunde durch.

Wir haben zwar kein Personal eingespart, aber wir arbeiten effizienter.

Frank Langer, Leiter des Rechenzentrums der Robert Bosch AG, Stuttgart

Ein Teil unserer Terminal-Anwendung umfaßt die Vertriebsabwicklung mit Auftragseingabe und Abfrage von Lagerbeständen. Der zweite Teil wird gerade installiert: die zentrale Buchhaltung. Zudem haben wir noch Bildschirme für den Rechenzentrumsbetrieb und zur Programmentwicklung eingesetzt. Sie dienen auch zur Systempflege, um schnell Änderungen durchführen zu können. In unserem Hause sind 60 SEL/ITT-Terminals lokal angeschlossen, weitere 20 stehen in der etwa 30 Kilometer entfernten Hauptverwaltung.

Bei der Vertriebsabwicklung und Buchhaltung arbeiten die Sachbearbeiter selber an den Terminals. Die Hauptanwendung besteht aus der Auftragsabwicklung. Hierbei kann durch die Terminals umgehend auf Fragen und Wünsche des Kunden reagiert werden. Zudem liefert das System Informationen über alle Aufträge, die rückwirkend in zwei Wochen ausgeliefert wurden. Alle Daten werden im Batch-Lauf nachts auf den neuesten Stand gebracht. Wir haben also - im Augenblick - nur in beschränktem Umfang ein Oniline-Updating.

Vor der Terminal-Installation wurden alle Informationen auf sogenannten Plankarten ausgedruckt. Da man nie genau wußte, was gebraucht wird, mußten täglich 30 000 bis 50 000 Karten ausgedruckt, einsortiert und am nächsten Tag wieder weggeworfen werden. Rein rechnerisch gesehen, sind die Kosten des früheren Verfahrens - auch die Arbeitszeit des Einsortierens gerechnet - etwa gleich wie bei der jetzigen Lösung. Der Vorteil liegt aber durch Schnelligkeit und Genauigkeit des Systems auf der Hand. Zwischenzeitlich hat sich natürlich auch der Arbeitsumfang wesentlich vergrößert.

Klaus Murrer, Leiter der EDV-Abteilung der Firma Goldpfeil, Offenbach

Im Juni 1972 wurden bei uns Terminals zu Testzwecken eingesetzt, im Oktober 1972 haben wir das Singer System 10 angemietet.

Insgesamt stehen bei uns fünf Bildschirme - einer wurde kürzlich gegen ein Schreibterminal ausgetauscht.

Arbeitsgebiete sind Auftragserfassung, Artikelzuteilung, Lieferscheinschreiben, Fakturieren und Lohnerfassen.

Ein ganz wesentlicher Vorteil des Bildschirms am Arbeitsplatz ist die Geschwindigkeit der Erfassung. Bei uns werden pro Halbjahr etwa 180 000 Auftragspositionen Ó 50 Stellen erfaßt, wobei die Spitze dieser Arbeit jeweils in der ersten Woche anfällt. Diese Auftragserfassung ist eigentlich nur ein Nebenprodukt der eigentlichen Verarbeitung. Seit kurzer Zeit werden die Daten bei uns nicht mehr geprüft, da wir konstant eine Fehlerhäufigkeit von weit unter einem Promille gehalten haben.

An den Bildschirmen sitzen die Leute aus den Fachabteilungen, zum Erfassen der Massendaten wurden speziell Mitarbeiter angelernt, um die nötige Geschwindigkeit zu erreichen.