Entlassungen nach Quartalsverlusten

Der Wachstumsschub bei Sybase ist ausgeblieben

12.07.1996

"Die Entlassungen sind überfällig", begrüßt Cees Boshoizen, Deutschland-Geschäftsführer von Sybase, die Maßnahme, von der sein Gebiet nicht betroffen sein soll. Nach seiner Meinung ist der jetzt bekanntgewordene Quartalsverlust von 20 Millionen Dollar unter anderem auf den durch Firmenaufkäufe überhöhten Personalstand zurückzuführen.

Ansonsten, so lautet die offzielle Sybase-Sprachregelung, sei ganz einfach der Umsatz hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das gilt laut Boshoizen jedoch nicht für den hiesigen Markt. Die deutsche Niederlassung liege in allen Produktbereichen deutlich über dem Soll. Zahlen wollte er allerdings nicht nennen. Die Verluste seien vor allem in den USA angefallen. Insbesondere ist offenbar der erwartete Umsatzschub durch die Version 11 des SQL Server ausgeblieben.

Die Gründe für das schlechte Ergebnis sieht der deutsche Geschäftsführer vor allem im Marketing. Außerdem empfiehlt er seinen US-Kollegen, sich mehr um das Direktgeschäft mit Großkunden florierender Branchen zu kümmern. Die deutsche Niederlassung sei mit diesem Konzept insbesondere bei Banken und der deutschen Telekom erfolgreich. Im übrigen sei alles nicht so dramatisch, schließlich sei der Umsatz mit 245 bis 250 Millionen Dollar in diesem Quartal gegenüber den 240 Millionen Dollar im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres gewachsen.

Das sehen einige Marktforscher anders. "Die kommenden sechs Monate werden für Sybase brutal", faßt Donald DePalma, Analyst bei Forrester Research, seine Erkenntnisse zusammen. Vor allem moniert er die fehlende Internet-Strategie.

"Wir haben sehr wohl eine klare und engangierte Internet-Strategie", widerspricht Boshoizen. Diese gruppiere sich um einen Satz von Enwicklungs-Tools wie die für das Netz optimierte Version 5 von "Powersoft", "Formula One/Net" und "Optima ++". Er räumt allerdings ein, daß das im Januar dieses Jahres vorgestellte Konzept aufgrund von Marketing-Fehlern nahezu unbemerkt geblieben ist.