Der Venture-Capital-Kanal trocknet aus

12.06.2003
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Markt für Beteiligungskapital steckt wie schon im Jahr zuvor in der Krise. Vor allem Hightech-Unternehmen leiden unter der Entwicklung. Ihnen wird durch den Finanzierungsengpass die langfristige Perspektive verbaut.

Der Lebensweg eines erfolgreichen Startups nach dem Brainstorming ist vorgezeichnet: Vorstände gewinnen, Business-Plan erstellen, Firma gründen, Kapital einsammeln, wachsen, noch mehr Kapital einsammeln, wieder wachsen und schließlich noch schneller wachsen - manchmal so schnell, dass Beobachter und Beteiligte erst gar nicht in die Verlegenheit kommen, über den Sinn und Unsinn des Treibens nachzudenken. Belohnt wurden die Anstrengungen lange Zeit durch den Exit in Form eines Börsengangs, das neuzeitliche Erntedankfest der Gründer und Finanziers.

Foto: Photodisc

Doch die Zeiten haben sich gewandelt, statt über die edle Münchner Maximilianstraße wandeln die Firmen und ihre Geldgeber seit mehr als einem Jahr die Via Dolorosa entlang. Es gibt anscheinend kaum noch viel versprechende Ideen, kein frisches Geld, Wachstum findet jetzt bei Insolvenzverwaltern und Wirtschaftsauskunfteien statt, und als Exit steht nicht der Börsengang, sondern die Abschreibung an. Fragt man einzelne Risikokapitalgeber, läuft das Geschäft gut - fragt man jedoch die Statistik, fährt die Branche gegen eine Wand.

„Immerhin“, sagt Werner Schauerte, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK), wurden im ersten Quartal 2003 rund 622 Millionen Euro neu investiert. Dies waren 25 Prozent mehr als in den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres. So richtig überzeugt, ob unter den Füßen bereits fester Boden ist, war Schauerte indes nicht. Schließlich hatten sich die Bruttoinvestitionen der Geldgeber sowohl im Jahr 2000 als auch 2001 auf jeweils etwa 4,4 Milliarden Euro summiert.