IT in der Prozessindustrie/Kommentar

Der Umbruch birgt Job-Chancen

17.05.2002
Helga Biesel Redakteurin CW

"Eine Prozessdefinition in Bezug auf die Kundenbeziehung findet nicht statt" - klare Worte, die sich, wer hätte das gedacht, ausgerechnet auf die Prozessindustrie beziehen. Erfolgsverwöhnt, wie die Chemie-, Pharma- und Lebensmittelsektoren der Branche (noch) sind, hat man es sich bisher offenbar leisten können, das Thema Customer-Relationship-Management (CRM) zu vernachlässigen. Schließlich galt es zunächst einmal, die produkt- und dann die funktionsorientierte Organisation in den Griff zu bekommen. Doch können die Unternehmen Wettbewerbsvorteile nicht mehr lange allein über die Produktion erzielen.

Und so befindet sich die heterogene Branche vor einem tief greifenden und kostspieligen Umbruch. Viele Unternehmen haben zwar die Vorteile kundenorientierter Prozesse erkannt, sind aber trotz einzelner CRM-Lösungen ihrem Ziel, also Einsparungen und Steigerungen der Profitabilität auf Basis des Wissens um den einzelnen Kunden, noch nicht wesentlich näher gekommen (Seite 36 und 37).

Da wundert es nicht, dass die durchaus problembewussten IT-Verantwortlichen der Branche einen hohen Bedarf an "multifunktionalen IT-Talenten" ausweisen. Noch unterscheiden sich Umfang und Tiefe der IT-Integration in dieser traditionsreichen Industrie stark. Das betrifft die Verfahrenstechnik und die Automatisierung ebenso wie die Geschäftsprozessintegration. Es gibt vielfältige Chancen beziehungsweise Schnittstellen, sich mit speziellem IT-Know-how und Branchenwissen in die außerordentlich komplexen Geschäftsprozesse einzuklinken. Wichtige Voraussetzungen sind "integratives" oder "Wertschöpfungsdenken", auch SAP-Kenntnisse sind sehr gefragt.

Die eigentliche Herausforderung dürfte die Integration der Absatzdaten von Kunden in die Produktionsprozesse darstellen, wie sie vereinzelt bereits praktiziert wird - beispielsweise bei der Nestle AG (Seite 40).