Rainer Ostermeyer, GfK

Der Überzeugungsarbeiter

29.11.2006
Von Katharina Friedmann

Eine besondere Herausforderung sei der kommunikative Balanceakt im Umgang mit den neuen IT-Kollegen gewesen, die vor allem hinsichtlich ihres Budgets unter der restriktiven Verfahrensweise der alten Mutter zu leiden hatten, erinnert sich Ostermeyer. Für ihn hieß das, den künftigen Mitarbeitern auf Basis nachvollziehbarer Strukturen ein neues Selbstwertgefühl zu vermitteln und sie dazu zu befähigen, den IT-Masterplan lokal eigenständig umzusetzen, dabei als Group-CIO aber dennoch die wesentlichen Entscheidungen durchzusetzen. "Da muss man als Freund und Coach kommen, um nicht von vornherein eine Abwehrhaltung zu provozieren", unterstreicht der Kommunikationsspezialist die Notwendigkeit, sich in den "Eroberten" einzufühlen, um Grabenkämpfe zu vermeiden. Dass im Zuge der Integration auch einige ehemalige NOP-Tools zu internationalen Standards der GfK-Gruppe erklärt wurden, deutet darauf hin, dass das propagierte Miteinander kein Lippenbekenntnis blieb. "Best of Breed ist bei uns gelebtes Prinzip", beteuert der CIO.

Kommunikative Gratwanderung

Der Erfolg spricht für Ostermeyers Prioritätensetzung: "Wir haben unseren Job heute, nach weniger als eineinhalb Jahren, so gut wie erledigt - und das, obwohl Erfahrungen mit einer Firmenintegration dieser Größenordnung fehlten", berichtet er stolz. Auch im Hinblick auf die Kosten stimmte die Rechnung: Dank der zentralen Projektkoordination und Lieferantenverhandlungen gelang es, die für die Mammutintegration angesetzten Technikausgaben um rund 15 Prozent zu unterschreiten. Gleichzeitig ließen sich im Zuge der Firmeneinbindung beim Rest der Gruppe Synergieeffekte erzielen, die sich zusätzlich in Gesamteinsparungen in Höhe von 20 Prozent der Masterplan-Investitionen auswirkten.

Die kommunikative Gratwanderung, den Kunden einerseits nicht zu vergraulen, andererseits klare Grenzen aufzuzeigen, muss Ostermeyer nicht nur als CIO, sondern auch als Chef des zentralen Systemhauses beherrschen. So ist die GfK Data Services GmbH zwar präferierter Dienstleister, muss sich jedoch dem Wettbewerb stellen und ihre Dienstleistungen intern verkaufen. "Bei uns sind 90 Prozent des Geschäfts Überzeugungsarbeit", so der IT-Manager. Hilfreich sei dabei, dass er die GfK nach 25 Jahren Tätigkeit in- und auswendig kenne. Auch in seinen Managementstrukturen legt er auf langjährige GfK-Erfahrung Wert.

Zur Person

Seit 2001: zusätzlich Group CIO der GfK-Gruppe;

seit 1993: Managing Director GfK Data Services GmbH;

1989 bis 1993: Ressortdirektor Field und Produktion bei der GfK Marktforschung GmbH;

1980 bis 1989: Systemanalytiker und später Leiter Systemanalyse bei der GfK AG;

Studium der Betriebswirtschaftslehre.