Interview mit Intel-Manager Michael Aymar

"Der Trend heißt Outsourcing"

30.06.2000
Mit der Gründung von Intel Online Services (IOS) ist der Prozessorhersteller in den zukunftsträchtigen Markt des Internet Application Hostings eingestiegen. Eva-Katharina Kunst sprach im Auftrag der CW mit Michael Aymar, Intels Vizepräsident und zugleich Präsident der IOS.

CW: Die Eröffnung Ihres ersten europäischen Data Centers in Reading, England, ist ein weiterer Schritt hin zum geplanten globalen Netzwerk von IOS-Server-Farmen. Warum sind Server-Farmen heutzutage so vielversprechend?

Aymar: Gegenwärtig haben etwa 60 Prozent der Firmen ihre Präsenz im Internet ausgelagert. Dieser Trend wird sich verstärken, insbesondere dann, wenn es sich um unternehmenskritische Applikationen handelt. Allerdings werden die traditionellen Dienste, wie beispielsweise im Bereich Personalmanagement, weiter von den Unternehmen selbst betrieben werden.

CW: Warum setzt Intel in seinen Data Centern auf wartungsintensive Server-Farmen und nicht auf Mainframes?

Aymar: Gegenwärtig betreiben wir auf unseren Rechnern vornehmlich Internet-Applikationen, und die laufen nun einmal nicht auf Mainframes: Das Web besteht aus PCs. Es gibt aber noch einen zweiten guten Grund. Mit unseren einzelnen Servern können wir uns viel besser an den spezifischen Kunden wenden: Er reserviert bei uns eine bestimmte Anzahl, zum Beispiel fünf bis zehn Server, und die sind dann zu 100 Prozent ihm vorbehalten.

CW: Welche Vorteile bietet Ihr Konzept für die Kunden?

Aymar: Wir stellen die komplette Infrastruktur zur Verfügung. Der Kunde braucht sich nicht mehr mit Hardware oder Software-Versionen, mit Personal, der Wartung oder dem Schutz vor Attacken aus dem Internet zu beschäftigen. Er kann sich voll und ganz auf seine Anwendung konzentrieren. Das "Time to Market" lässt sich deutlich verkürzen. Wir nennen es "Hosting der zweiten Generation". Der Kunde wählt aus einer großen Palette von Optionen aus: ein Betriebssystem wie Linux, Windows oder Solaris, Web-Server von Microsoft, Netscape oder Apache und darüber hinaus auch Datenbanksoftware. Wir kümmern uns um alles weitere und garantieren eine 100prozentige Verfügbarkeit der Server.

CW: Wie groß sind Ihre Server-Farmen und wie stark ist die Auslastung?

Aymar: Die Größe der Farmen ist sehr unterschiedlich. Bei den großen Data Centern wie in Santa Clara, Kalifornien, oder im britischen Reading haben wir mit 1000 bis 2000 Servern gestartet. Sie sollen sukzessive auf bis zu 10000 Server ausgebaut werden. In kleineren Centern, wie in Korea und demnächst in Indien, werden nur einige hundert Server zum Einsatz kommen. Gegenwärtig ist die Auslastung unserer Server noch gering, schließlich sind wir erst seit September vergangenen Jahres im Geschäft.

CW: Wer sind Ihre Kunden?

Aymar: Sowohl Unternehmen, die mit dem Web groß geworden sind, als auch solche, die das Business gerade erst entdecken. In den USA haben wir bereits mehr als 100 Kunden, in Europa startet das Geschäft gerade. Europa deckt zur Zeit 20 Prozent des Marktes ab. Dafür ist die Wachstumsrate bei den Europäern höher als im US-Markt. Unser Fokus ist eindeutig global.