Der Trend hält an

14.07.1978

Im Juni versicherten Top-Manager der Halbleiter-lndustrie auf einer Podiumsdiskussion der National Computer Conference (NCC), daß der gegenwärtige Trend jährlich eine Verdoppelung der Komplexität der Systeme, die auf einem Chip untergebracht werden können - auch weiterhin anhalten werde. Nach dem 16 K-Chip wird bereits 1982 der 256 K-Chip verfügbar sein. Nach Elektronen-Strahl-Gravierung der Schaltmuster kommt dann Röntgen-Technik.

Keine Frage, daß man diese Billig-Chips nicht nur für herkömmliche Speicher- und Schaltungsfunktionen verwenden wird, sondern auch für Firmware. Sofern entsprechende Normen vereinbart werden können, wird derartige Silicium-Software für Standard-Anwendungen zu einem Preisverfall bei den Programmen führen, der der Entwicklung der Hardware-Kosten gleichen könnte.

Software on the Chip

Ansätze für die Experten-Prognosen aus den Häusern Fairchild, Intel, Motorola, Texas Instruments waren auf der NCC in Anaheim (California) bei den Ausstellern von Mikro-Systemen bereits erkennbar. MDT- und Minicomputer-Hersteller können sie das Grausen lehren. Die Billigst-Systeme für Standard-Anwendungen sind tatsächlich in den USA nunmehr auf dem Markt. Sicherlich, auch hierzulande gab es - etwa auf der Systems 77 voreilige Systemhäuser, die hinsichtlich der Verfügbarkeit kommerzieller Programme für Mikroprozessor-Systeme das Blaue vom Himmel logen - aber seither hat man wenig gehört. Wo bleibt das engagierte Marketing, wo die ganzseitige Anzeigen?

In den USA kauft man zum Beispiel ein wirklich komfortables Arzt-Praxis-Verwaltungs-Programm (medical systems package) auf Z-80 Mikro-Basis mit 32 K RAM, 512 K Floppy Disk, intelligentem Bildschirm und 200 Zeilen/min.- Drucker für 30 000 Mark - schlüsselfertig installiert. Für etwa 12 000 Mark gibt es ein Business-System auf 8080-CPU mit kompletter Buchführung, L und G, Textverarbeitung und Dateiverwaltung.

Einzweck-Billig-Maschinen

Künftig wird die entsprechende Software derartiger Billig-Systeme zudem auf VLSI-Chips "fest verdrahtet" sein - und damit dürfte die problemlose Einzweck-Maschine - für die Buchhaltung etwa - überall erneut dort Einzug halten, wo früher ein dummer Fakturier-Automat stand. Damit wird der Büro-Computer - einst exorbitant teures Prestige -

Objekt reiner Hexenkunst - etwa gleich groß, gleich teuer oder billig und gleich problemlos zu bedienen sein wie beispielsweise der Kopierer - ein Apparat wie viele andere.

Und wo bleiben die Programmierer und die Operator und die RZ-Leiter und überhaupt, wo bleibt die EDV-Abteilung mit ihren Spezialisten?

Wird es wirklich für alle in den großen Systemen entsprechend große Aufgaben geben?