"Der Trend geht zum zentralen C/S-Computing"

24.03.1995

Amdahl, Hersteller von steckerkompatiblen Mainframes, steht seit einem Jahr auf einem zweiten Bein. Mit Sparc-Rechnern und dem Unix-Betriebssystem Solaris will der PCMer sein Know-how in proprietaeren und offenen Welten vermarkten. In Hannover sprach Michael Carabetta, Amdahls Vice-President und General Manager fuer Open Enterprise Systems, mit CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstaetter.

CW: Wie verlief fuer Amdahl das erste Jahr im Unix-Geschaeft?

Carabetta: Die Open Enterprise Systems sind zwar Amdahls juengste Abteilung, wir befassen uns allerdings schon seit 15 Jahren mit Unix.

CW: Aber erst seit einem Jahr treten Sie mit dem Verkauf von Sparc-Rechnern und dem Betriebssystem Solaris an die Oeffentlichkeit.

Carabetta: Die Amdahl Corp. hat vergangenes Jahr Waren fuer rund 1,7 Milliarden Dollar umgesetzt. Zehn Prozent davon stammen aus dem Unix-Geschaeft.

CW: Mit Sun-Hardware?

Carabetta: Hard- und Software sowie Consulting.

CW: Wie wuerden Sie Ihr Geschaeft umschreiben? Sind Sie Sun-Haendler?

Carabetta: Wir versuchen, die Rechenzentren mit zentraler Datenhaltung und die Client-Server-Struktur zusammenzubringen. Unsere Kunden, denken Sie an Banken, kommen nicht ohne Mainframe aus, koennen aber auch nicht auf verteilte Verarbeitung verzichten. Im Gegensatz zu unseren Wettbewerbern, die reines C/S-Computing anbieten, verknuepfen wir beide Welten.

CW: Sie bedienen also die traditionellen Anwender ...

Carabetta: ... nicht nur. Denken Sie an die vielen Server und Netzwerke, die heute schon und in Zukunft noch viel mehr kritische Daten und Applikationen handhaben. Da ist mehr Sicherheit gefragt.

CW: Noch einmal zum Amdahl-Geschaeft, was bieten Sie im Bereich Client-Server an?

Carabetta: Wir stellen eine Reihe von Servern selbst her, distribuieren die Sparc-Server von Sun und Cray und bieten als Betriebssystem Unix an - sowohl fuer Mainframes als auch fuer Server. Dabei stellen wir auch Tools zur Leistungssteigerung und fuer das Managen der Systeme zur Verfuegung.

CW: Wie viele Sparc-Rechner konnten Sie im vergangenen Jahr verkaufen?

Carabetta: Zirka 400, die meisten davon waren die grossen Server von Sun, die unsere Kunden in den Datenzentralen einsetzten.

CW: Wie sehen die Planzahlen fuer 1995 aus?

Carabetta: Wir wollen das Volumen dieses Jahr verdoppeln.

CW: Sie haben kuerzlich eine Vereinbarung mit Cray ueber den Vertrieb von deren Sparc-Mehrprozessor-Rechner geschlossen.

Carabetta: Wir wollten im oberen Leistungsbereich einen passenden Rechner anbieten. Die Cray-Maschine kann mit bis zu 64 CPUs arbeiten - ideal fuer Kunden, die derzeit noch mit 200 bis 300 Servern operieren und sich jetzt konsolidieren wollen.

CW: Sehen Sie einen Trend zurueck zur zentralen Datenverarbeitung?

Carabetta: Wir finden eine aehnliche Bewegung wie vor zehn Jahren, als man unter dem Stichwort Data-Warehouse begann, die Daten wieder zentral zu halten, nun in der Client-Server-Umgebung.

CW: Was sind die Gruende dafuer?

Carabetta: Es ist schlichtweg viel einfacher und auch sicherer, einen Server mit vielen Prozessoren am Laufen zu halten als viele Knotenrechner ueber die ganze Firma verstreut.

CW: Verkaufen Sie das Original-Solaris von Sun?

Carabetta: Wir mussten Solaris erweitern, das ja fuer PCs, Workstations oder LANs geschrieben wurde und nicht fuer das Betreiben von Superservern mit riesigen Datenmengen. Aus der Entwicklungsarbeit an unserem UTS-Unix-Betriebssystem fuer Mainframes kennen wir die notwendige Funktionalitaet, die wir unter dem Namen "A+Edition" fuer Solaris anbieten.

CW: Sie setzen voll auf Unix, was ist mit Windows NT oder anderen Alternativen?

Carabetta: Auf der Client-Seite zum Erfassen der Daten benutzen wir natuerlich PC-Betriebssysteme, aber im Hochleistungsbereich muss man heute schon noch einen Unix-Server haben.