Die Marktdominanz der Stiftplotter neigt sich ihrem Ende entgegen

Der Trend geht zu billigeren und umweltschonenden Plottern

09.10.1992

Jede Technologie hat ihre Verfechter, so auch bei Plottern: Während der eine dem Stiftplotter den Vorzug gibt, favorisiert der nächste den Elektrostaten; der Dritte schwört auf das Laserverfahren. Argumente pro und kontra eine Technologie sind vielseitig und lassen sich - je nach Bedarf - beliebig auslegen. In einer Meinung nähern sich die Kontrahenten allerdings zunehmend an: Der Rastertechnologie gehört die Zukunft.

Lange Zeit war die Entscheidung einfach. Zur Wahl standen Stiftplotter oder elektrostatische Rasterplotter. Heute gestaltet sich der Auswahlprozeß für die richtige Plottertechnologie wesentlich diffiziler. Im Angebot sind farbfähige Stiftplotter, Monochrom. und Farbelektrostaten, Thermo-Direkt-Geräte für ein- und zweifarbige Ausgaben sowie Tintenstrahl-Plotter. Außerdem bereichern inzwischen leistungsfähige Laser das Marktgeschehen, und Farblaser .machen erste Gehversuche.

Der Käufer entscheidet nach seinen individuellen Wünschen. Ausschlaggebend können unter anderem die Plotgröße die durchschnittliche Anzahl der Plots pro Tag sowie deren Komplexität sein.

Rasterplotter holen auf

Genügt ein Monochrom-Plotter, oder soll das Gerät auch farbige Plots ausgeben, und in welcher Qualität und Farbvielfalt? Werden immer nur einzelne Zeichnungen benötigt oder viele Mehrfach-Originale? Die Zeiten, als ein Kopierer nur kopierte und ein Plotter nur plottete, sind längst vorbei.

Wie hoch sind die Kosten für Betriebsmittel und Wartung? Wie sieht es aus mit dem Aufwand für Bedienung, Pflege und Reinigung einschließlich der Ausgaben für die Verteilung der Plots? Die Liste der Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt, ist lang. Durch die steigende Vernetzung von Systemweiten geht der Trend weg von kleinen Einzeigeräten hin zu leistungsfähiger Peripherie, die mehrere Abteilungen nutzen. CAD-Netze mit Scannern zur Zeichnungserfassung und mit Plottern für die Ausgabe gehören heute vielfach zum Alltag.

Derzeit weist die Marktverteilung die Stiftplotter noch mit einem Anteil von rund 80 Prozent aller installierten Geräte aus. Der Rest entfällt auf Rasterplotter, die sich allerdings aufgrund neuer technischer Entwicklungen und sinkender Gerätepreise immer stärker in den Vordergrund schieben.

Zu den Rasterplottern Gehören neben den Elektrostaten die Laserplotter, Thermoplotter und Tintenstrahl-Plotter. Rasterplotter sind dort bevorzugt zu finden, wo es um Ausgabegeschwindigkeit geht.

Aber auch wenn man vollfarbige, schattierte Darstellungen vom Bildschirm aufs Papier bringen will, gibt es keine Alternative. Strichzeichnungen lassen sich ebenso problemlos erstellen wie Volumenmodelle und 3D-Ansichten.

Die Tage der Penplotter sind gezählt. Sie sind zwar preisgünstig, der Pflegeaufwand ist aber sehr hoch. Stifte trocknen ein oder brechen ab; für große Zeichnungen sind die Geräte ungeeignet, ganz zu schweigen von einem unbeaufsichtigten Betrieb. Ihr Einsatzgebiet reduziert sich immer stärker auf die Einsteiger- oder Einzelplatz-Installationen.

Elektrostaten haben die Rastertechnologie begründet. Ihre Vorteile gegenüber anderen Technologien sind überzeugend.

Ihr wichtigstes Leistungsmerkmal ist die Fähigkeit, im wahrsten Sinne des Wortes flächendeckend zu arbeiten. Dieses gelingt nach wie vor keiner anderen Technologie zufriedenstellend. In der Ausgabegeschwindigkeit sind sie bis zu 30mal schneller als Stiftplotter.

Beispielsweise beim Plotten komplexen Leiterplatten-Layouts oder Landkarten bringt diese Zeitersparnis einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Die reduzierte Wartezeit auf die Zeichnungen bedeutet ja neben einer Verminderung personeller Leerlaufzeiten auch eine Beschleunigung des Projektablaufes.

Wer heute großformatige, vollflächige Plots benötigt, kommt an den Elektrostaten nicht vorbei. Schnelle Ausgabe, hohe Kapazität, unbeaufsichtigter Betrieb und hohe Wiedergabequalität sind die Pluspunkte dieser Technologie. Ein Nachteil des Verfahrens: Elektrostaten arbeiten mit Spezialpapier, und der Toner gilt als Sondermüll. Das zunehmende Umweltbewußtsein wird den Trend zu Technologien mit Normalpapier und Trockentonern verstärken.

Das lange Zeit gegen Elektrostaten angeführte Argument, sie seien zu teuer, ist längst überholt. Wenn bei elektrostatischen Plottern bislang mit Preisen bis zu etwa 80 000 Mark zu rechnen war, so ist heute der Einstieg unter 30 000 Mark möglich. Für CAD-Anwendungen in der Mechanik, Elektronik und Architektur entstehen Zeichnungen mit 300 dpi bei einer Geschwindigkeit von 1,7 Zentimetern pro Sekunde.

Bei den Hochleistungsmodellen zur Erstellung farbiger Großplots erreicht der Papiertransport 51 Millimeter pro Sekunde, und zwar unabhängig von der Komplexität der auszugebenden Zeichnung.

Den Ink-Jet-Plottern wird eine gute Zukunft vorausgesagt. Derzeit angebotene Geräte - sind mit einer Ausgabegeschwindigkeit von sechs bis zwölf Minuten für eine DIN-A0-Zeichnung noch relativ langsam. Außerdem erfordern sie einen relativ hoben Bedieneraufwand und eignen sich nur bedingt für den unbeaufsichtigten Betrieb. Sind die Geräte in der Anschaffung vergleichsweise günstig, so erfordern sie jedoch teure Tintenpatronen und Spezialpapier für hochwertige Plots.

In den letzten zwei Jahren konnte die Thermo-Direkt-Technologie einige Marktanteile erobern. Ob sie Stiftplottern den Rang ablaufen können, ist allerdings mehr als fraglich. Thermo-Direkt-Plotter arbeiten mit teurem Spezialpapier, und die Plots sind auf Grund ihrer Lichtempfindlichkeit nur beschränkt archivierbar. Wie bei den Thermodruckern und Thermofaxen dürfte es sich eher um eine Übergangstechnologie handeln.

In puncto Wirtschaftlichkeit der einzelnen Technologien zählt nicht nur der Anschaf fungspreis. Es gilt auch zu bedenken, was letztlich eine Zeichnung kostet.

Beispielsweise braucht man bei einem Stiftplotter für eine DIN-AO-Zeichnung mittlerer Dichte ungefähr einen Einweg-Zeichenstift, der zwischen 18 und 20 Mark kostet.

Ein schwarzweißer Elektrostatenplot läßt sich dagegen bereits für eine Mark erstellen. Noch günstiger sind Laserplotter, bei denen die einzelne Zeichnung lediglich mit 50 Pfennig zu Buche schlägt. Direkt-Thermo- und Tintenstrahlverfahren sind mit zwei beziehungsweise drei Mark schon deutlich teurer.

Absolute Spitzengeschwindigkeiten bieten Laserplotter: Bei einer Auflösung von 400 dpi lassen sich eine DIN-A0-Zeichnung oder vier DIN-A1-Plots pro Minute ausgeben. Von der Anschaffung her sind Laserplotter bislang noch relativ. teuer: Die Preise liegen beispielsweise für einen DIN-A3-Laserplotter bei rund 20 000 Mark, für einen DIN-A0-Laserplotter bei rund 100 000 Mark. Laserplotter können überwachungsfrei arbeiten, und ihr Betrieb ist selbst unter ungünstigen Umgebungsbedingungen möglich. Sie vertragen Temperaturen zwischen zehn und 27 Grad Celsius und eine relative Luftfeuchtigkeit von 20 bis 80 Prozent.

Die Lasertechnologie läßt auf noch weitaus leistungsfähigere Geräte hoffen. Natürlich werden sich mit fortschreitender Entwicklung dieser Systeme die Preise - selbst für großformatige Laser - einem Niveau nähern, das auch für kleinere Architektur- und Ingenieurbüros akzeptabel ist. Langfristig wird die Lasertechnologie sicher eine zentrale Rolle im Plottermarkt spielen.

Insgesamt ist ein Trend zu den schnelleren und wartungsärmeren Rasterplottern zu beobachten. Die Rastergeräte werden die Stiftplotter in den kommenden Jahren zunehmend von den angestammten Plätzen verdrängen. Hierfür sprechen unterschiedliche Leistungsmerkmale: die zunehmende Nutzung von Plottern in Netzwerken sind die damit verbundene Forderung nach höherer Geschwindigkeit sowie die Fähigkeit, in einem Arbeitsgang bis zu 250 (Mehrfach-) Originale in verschiedenen Größen auszugeben und benutzergerecht zu sortieren.

Außerdem wird sich nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Sensibilisierung für Umweltfragen der Trend zu Normalpapier- und Trockentoner-Geräten verstärken. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen setzt sich auch Plotoptimierungs-Software immer mehr durch. Dabei werden mehrere Plotaufträge gesammelt und unter bestmöglicher Ausnutzung des Trägermaterials in einem Arbeitsgang ausgegeben. Auch hier ergeben sich im vernetzten Betrieb weitere Einsparungspotentiale.