iPhone, IPad, Notebook

Der Tod des Firmen-PCs

12.08.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Vorurteil 3: ByoD reißt tiefe Sicherheitslücken in die Firmen-IT

Wenn jeder Mitarbeiter sein eigenes Device mitbringt, leidet die IT-Sicherheit. Das ist das Hauptargument, das viele IT-Verantwortliche gegen ByoD ins Feld führen. Dabei dürften die damit verbundenen Folgen für die meisten Unternehmen nicht neu sein, sagen die Gartner-Experten. Schon in der Vergangenheit hätten vielerorts externe Fachkräfte mit ihren eigenen Geräten innerhalb der Firmen-IT agiert.

Das gelte etwa für Berater, die sich um die Implementierung neuer Systeme oder Prozesse gekümmert haben. Im Rahmen dieser befristeten Engagements sei es in der Regel nicht möglich, alle sensiblen Unternehmensanwendungen und -daten hermetisch vor den Externen abzuschotten, stellt Gartner-Analyst Chris Wolf fest. Das sei durchaus brisant, gerade weil diese Wanderarbeiter eventuell für ihren nächsten Auftrag bei einem Konkurrenten arbeiten.

Daher hätten sich die IT-Verantwortlichen schon in der Vergangenheit darum kümmern müssen, dass der Zugang zu kritischen Informationen reglementiert und dafür gesorgt sei, dass keine Firmendaten auf den Devices externer Mitarbeiter verbleiben, wenn sie das Unternehmen wieder verlassen.

Die Unsicherheit im Zusammenhang mit ByoD sei deshalb so groß, weil die meisten IT-Verantwortlichen noch nicht die Zeit gefunden hätten, sich mit allen Sicherheitsrisiken und -lösungen rund um iPhone, iPad und Co. wirklich auseinanderzusetzen, glaubt IDC-Analyst Ian Song. Dabei seien im Markt bereits Techniken verfügbar, mit deren Hilfe sich unterschiedlich zusammengesetzte Client-Landschaften absichern ließen.

Beispielsweise könnten Unternehmen mittels Virtual-Desktop-Infrastructure- (VDI-) und Terminal-Lösungen dafür sorgen, dass sich keine kritischen Unternehmensdaten auf den Endgeräten einnisteten, sagt Mark Bowker, Analyst der Enterprise Strategy Group. Das nehme dem Gespenst des Diebstahls oder Verlusts, der vielen CIOs den Schlaf raubt, den Schrecken. Müssten dennoch einmal Daten auf das Device geladen werden, sorgen Verschlüsselungslösungen für deren Sicherheit. Klare Regeln, wer wie auf welche Daten im Firmennetz zugreifen darf, sowie Lösungen rund um Virtual Private Networks (VPN) und Identity-Management sicherten die Firmen-IT auch mit iPhone und iPad ab.

Viele Experten warnen die IT-Verantwortlichen zudem davor, sich mit Hilfe rigider Vorschriften zu sehr absichern zu wollen. Viele persönliche Devices würden trotzdem an der IT vorbei ihren Weg in die Firmen-IT finden und dort dann ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko darstellen.

Der Trend in Richtung Consumerization ist aus Sicht der Analysten von Gartner nicht mehr aufzuhalten. Die nächste Phase dieser Entwicklung sei bereits in Sicht, sagt Brian Gammage, Vice President von Gartner. Dabei werde sich die Aufmerksamkeit der Nutzer und IT-Abteilungen abwenden von Geräten, Infrastruktur und Anwendungen. In Zukunft gehe es hauptsächlich darum, wie Informationen verteilt werden und die Zusammenarbeit zwischen Kollegen verschiedenen Mitgliedern in einem Netz geregelt wird.