Der Test von Multiprotokoll-Druckern (Teil 2) Der Kundendienst bekommt Extrapunkt fuer Kreativitaet Von Nicholas Petreley und Laura Wonnacott

22.04.1994

SAN MATEO (IDG) - Wir nehmen gerade den Multiprotokoll- Laserdrucker Newgen Imageplus 12 in Betrieb. Gesucht wird ein Geraet fuer alle Lebenslagen - einfach zu bedienen und anzuschliessen sollte es sein, selbst an einen Apple-Rechner, ein Novell- oder Unix-Netz.

Soweit uns bekannt, gibt es diesen Drucker nicht, doch der Newgen Imageplus 12 kommt dem Ideal schon recht nahe. Mit einem Haken: Er ist ein wahres Kind der siebziger Jahre - sensibel und empfindlich. Unter anderem bereiten ihm elektromagnetische Felder Schwierigkeiten. Nach Aussage der Newgen-Techniker koennen Fehler auftreten, wenn der Drucker nahe bei anderen elektrischen Geraeten steht oder in der Naehe einer Hochspannungsleitung.

Der Imageplus 12 macht einen zerbrechlichen Eindruck. Vielleicht ein Grund dafuer, dass unser erstes Testexemplar mit zwei abgebrochenen Teilen bei uns eintraf.

Das zweite Testgeraet kapitulierte beim Versuch, eine Textdatei zu drucken. Die erste Haelfte der Seite erschien wie gewuenscht auf Papier, doch der Rest wurde mit einem mikroskopischen Zeichensatz gedruckt. Die Kundendienstleute empfahlen, alle Druckparameter auf die Werkseinstellung zu justieren und tatsaechlich loeste sich das Problem in Wohlgefallen auf.

Soweit die Ausgangssituation fuer den heutigen Test. Der Newgen hatte auch die Druckparameter in der winzigen Schrift zu Papier gebracht. Ob der Drucker mit den Standardwerten auch diese Huerde ueberwinden wuerde?

Vorher aber noch eine kleine Episode aus dem wirklichen Leben. Wir hatten vor einer Woche den Kundendienst von Newgen angerufen und wegen der verkleinerten Zeichen um Rat gefragt. Der erste Tip war, die Lilliput-Seite auf einen Kopierer zu legen und zu vergroessern, was uns einen Sonderpunkt fuer Kreativitaet wert war.

Wie auch immer, wir wollen, dass die Testseite mit den Druckparametern in lesbarer Schrift zu Papier gebracht wird - am besten vom Newgen Imageplus 12.

Die Seite ist voellig leer

Wir starten am Drucker die Routine fuer die Testseite. Das Papier kommt aus dem Drucker. Blitzschnell. Die Buchstaben sind nicht mehr stecknadelgross. Sie sind ueberhaupt nicht mehr zu sehen. Die Seite ist voellig leer.

Zeit fuer eine kleine Erholungspause vom Newgen. Jetzt ist der IBM/Lexmark 4039 16L an der Reihe. Er erinnert an einen Bunker. Mit den eleganten Kurven eines Panzers. Wir spielen etwas mit den Knoepfen, stellen innerhalb von Sekunden die IP-Adresse ein und legen Gateway und Subnet-Adresse fest. Beeindrukkend. Noch nie liessen sich diese Werte so gut und schnell am Geraet einstellen wie beim Lexmark.

Zu unserem Bedauern stellen wir fest, dass keine Treiber fuer unsere Sun-Sparcstation 10 mitgeliefert wurden. Wir wenden uns an den Kundendienst. Er verspricht uns die Zustellung am naechsten Tag.

Wie aus heiterem Himmel erreicht uns ein Anruf vom Drukkerhersteller Dataproducts. Vor zwei Wochen hatten wir dort angerufen und die Probleme mit unserem Geraet beschrieben. Die Wartefrist hatte uns allerdings genug Zeit gelassen, das Problem selbst zu beheben.

Wir wissen aber hundertprozentig, weshalb Dataproducts so lange fuer den Rueckruf gebraucht hat. Wir gehen jede Wette ein, dass die Telefondamen ihre Berichte mit einem Laserdrucker von Dataproducts zu Papier bringen wollten. Es funktionierte nicht, und so rief die Telefonabteilung bei den Leuten von der Technik an, die auch ein Dataproducts-Modell benutzen, der im Moment gerade ausgefallen war. Offensichtlich haben sie zwei Wochen gebraucht, um aus dem Teufelskreis auszubrechen.

Zurueck zum Newgen. Wir schicken ihm eine Testdatei, um zu sehen, ob er noch funktioniert. Nichts passiert. Wieder ein Fall fuer den Kundendienst. Sie fuehren unsere Uebertragungsprobleme auf 802.2- Ethernet-Pakete zurueck, die der Drucker falsch interpretiert. Unsere Server verschicken 802.3-Pakete, doch ein anderes Geraet im Internet arbeitet tatsaechlich noch mit dem 802.2-Protokoll.

Die Loesung soll eine neue Version des Drucker-BIOS bringen, die auch mit 802.2-Paketen zurechtkommt. Wir druecken gleichzeitig einige Knoepfe auf dem Newgen und schalten ihn ein. Der Drucker wartet jetzt auf die neue Software. Wir installieren sie zuerst auf einem unserer PC und uebertragen die Daten von dort zum Newgen. Mit Erfolg: Der Imageplus 12 arbeitet wieder normal. Auf zu einem neuen Testlauf mit unserem Liebling. Wir starten alle angeschlossenen Rechner und schicken dem Newgen eine repraesentative Auswahl aus unseren Postscript-, PCL- und Textdateien, wobei reihum jeder Rechner einmal zum Zuge kommt.

Alles laeuft einwandfrei, nur eine Textdatei kommt nicht wie erwartet aus dem Imageplus. Die letzte Seite fehlt. Statt dessen leuchtet die Lampe fuer Seitenvorschub auf und strahlt weiter, waehrend der Drucker die folgende Postscript-Datei verarbeitet.

Nach der Postscript-Datei unterbrechen wir den Ausdruck und loesen den Seitenvorschub von Hand aus. Tatsaechlich wird die letzte Seite der ASCII-Datei gedruckt (es sieht zumindest so aus), doch sie ist voellig verstuemmelt. Das Ergebnis ist ein schwarzweisses Kunstwerk.

Noch einmal ein Fall fuer den Kundendienst. Er bestaetigt uns, dass der Drucker eine Textdatei nicht korrekt ausdruckt, wenn am Ende der Datei das Zeichen fuer Seitenvorschub steht.

Soviel zum Newgen. Alles in allem war der Imageplus 12 gar nicht so schlecht. Die Leute von Newgen sollten dem Geraet allerdings ein Blechkleid verpassen, um es weniger anfaellig fuer elektromagnetische Strahlung zu machen. Viel erreicht waere auch mit etwas stabilerem Plastik, damit Ecken und Kanten nicht so leicht ausbrechen. Schliesslich waere es wirklich nett, wenn sich jemand der Softwarefehler annaehme. Wenn dann noch der Kundendienst etwas besser Bescheid wuesste... Der Rest ist jedenfalls in Ordnung. Wir lieben diesen Multiprotokoll-Drucker.

wird fortgesetzt