Der strategische Spagat - Linux machts möglich

22.03.2005
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Auf dem Desktop ist Linux für MAN Nutzfahrzeuge derzeit keine ernst zu nehmende Alternative. Allerdings untersucht das Unternehmen in einer gesonderten Studie, unter welchen Umständen sich das ändern könnte: "Wir haben allein in München 5000 PC-Installationen unter Windows im Einsatz", erläutert Lorenz. Diese Rechner und die Software müssten länderübergreifend auf einem einheitlichen Stand gehalten werden, was unter dem weit verbreiteten Windows weit weniger komplex sei. Deshalb lautet das Fazit des Softwareexperten: "Linux ist für uns nach dem heuti-gen Stand primär ein Server-Betriebssystem."

Auf der neuen Architektur laufen heute über 30 Web-Anwendungen sowie das Dokumenten-Management-System (DMS) und das Intranet für mehr als 10.000 Mitarbeiter. Zu den Web-Applikationen zählen unternehmens-kritische Systeme wie die Software für das Montageband sowie der Lkw- und der Bus-Konfigurator, zwei Werkzeuge zur Kundenberatung im Vertrieb. "Für uns ist diese Umgebung keine Spielerei, sondern mission critical", bestätigt Lorenz.

Was die Unternehmensdatenbanken auf IBM- oder Oracle-Basis, die SAP-Systeme und die Altanwendungen angeht, setzt MAN Nutzfahrzeuge immer noch auf IBM-Mainframes und "Superdome"-Cluster von Hewlett-Packard. "Unsere Philosophie lautet: Die für uns teuren Daten halten wir auf hochwertigen Maschinen; Applikationen, die sich leicht restaurieren lassen, dürfen auf billigerer Hardware laufen", resümiert Lorenz.

Mit dieser "Philosophie" habe sich das Unternehmen in den vergangenen vier Jahren einen deutlichen Vorteil verschafft, da ist Lorenz sicher: "Wir haben das System zu einer Zeit aufgebaut, als andere noch in teure Hardware investierten." So habe MAN Nutzfahrzeuge trotz eines gedeckelten IT-Budgets finanzielle Ressourcen für wichtige Projekte freisetzen, also einen Investitionsstau vermeiden können.

Wer heute erst diesen Weg beschreite, werde diese Vorteile selbstverständlich nicht erzielen können, räumt Lorenz ein. Dafür habe er aber ganz andere technische Möglichkeiten. "Heute würde ich Blade-Server und Vier-CPU-Rechner stärker berücksichtigen", nennt er ein Beispiel. Vor vier Jahren sei der Linux-Kernel dafür noch nicht skalierbar genug gewesen. Das Intranet und das DMS-System laufen denn auch bereits auf einem Vier-Prozessor-Rechner der "Opteron"-Reihe unter Suse Linux Enterprise Edition.

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