Auszüge aus der PC-Studie '84:

Der Softwaremarkt für Mikrocomputer

30.11.1984

Der Markt für Mikrocomputer Software hat einer IDC-Studie zufolge inzwischen eine Größenordnung erreicht, die eine separate Betrachtung dieses Marktsegmentes durchaus verdient. 1983 wurden in der Bundesrepublik etwa 331 Millionen Mark Umsatz mit Software für Mikrocomputer erzielt, und die er hat sich, verglichen zum Vorjahr, nahezu verdoppelt.

Deutlicher als in den Märkten für größere Computer scheinen die Anwender von Mikrocomputern fertige Standardlösungen zu akzeptieren. So stammen bereits 78 Prozent der Softwareumsätze aus dem Geschäft mit fertigen Standardpaketen, 22 Prozent wurden mit individuell programmierten Applikationen erzielt. Der Löwenanteil von fertigen Softwarepaketen stammt auch im deutschen Markt von amerikanischen Softwarehäusern. Deutsche Standardapplikationen finden dagegen ihren Platz im Markt für vertikale Branchenpakete. Die Notwendigkeit, solche Branchenlösungen an die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppen (zum Beispiel Ärzte, Rechtsanwälte etc.) anzupassen und sie mit der deutschen Gesetzgebung auf einem Nenner zu halten, verschafft den deutschen Softwarehäusern in dieser Marktnische eine Art von "Platzvorteil". Dies hat jedoch zum Nachteil, daß sich keines der deutschen Softwarepakete in der Liste der internationalen Bestseller auffallend plazieren konnte. Die Amerikaner sind hier eindeutig vorn. In Europa gibt es allenfalls in Irland und Holland Entwicklungen, die derzeit Chancen aufweisen, sich international zu behaupten.

Wegen der großen Abhängigkeit des deutschen Mikrocomputermarktes von amerikanischen Softwarehäusern ist deren Entwicklung ebenfalls von Interesse.

Aus einem anderem Blickwinkel betrachtet, scheint von Bedeutung, aus welcher Quelle die im deutschen Markt umgesetzte Mikrocomputer-Software stammt. 1983 setzte sich der Softwareumsatz wie folgt zusammen.

- 34 Prozent Hardwareherstellern

- 27 Prozent freie Softwarehäuser

- 39 Prozent Systemhäuser

Der Trend entwickelt sich zugunsten der dedizierten Softwareproduzenten. So nimmt IDC für 1988 an daß nur noch 30 Prozent der Mikrosoftware von Hardwareherstellern umgesetzt wird. 29 Prozent kommen dann von Softwarehäusern und 41 Prozent von Systemhäusern. Dies hat zur Folge, daß für die Distribution von Mikro-Software ähnliche Probleme entstehen werden, wie sie uns heute aus dem Hardwarevertrieb bereits bekannt sind. Auch die Softwarehäuser sind der Notwendigkeit ausgesetzt, ihre Vertriebskanäle zu vervielfältigen und werden auf Dauer in ihrem Verkaufserfolg ähnlich stark in Abhängigkeit von Dritten geraten, wie dies heute die Anbieter von Mikro-Hardware bereits sind. Je mehr sich die verschiedenen Standardpakete annähern, desto härter wird es für die Softwarehäuser, den Handel für ihr jeweiliges Paket zu interessieren. Möglicherweise werden sich zur Lösung dieses Problems spezielle "Softwareläden" entwickeln, weil die Vertriebskanäle für Mikrocomputer-Hardware bei dessen Bewältigung überfordert zu sein scheinen.

Zur Verdeutlichung der Entwicklung des Mikro-Softwaremarktes sollen nachfolgende Daten aus der Eurocast-Studie "Packaged Software Market for Mini- and Microcomputers" helfen.

Während neue Programmiersprachen immer mehr an Bedeutung gewinnen, werden die traditionellen Prozedursprachen noch eine ganze Zeitlang sehr wichtig sein, Heutige Sprachen wie Cobol, Fortran und PL/1 sind nicht gerade die idealen Werkzeuge zur Lösung der Softwareprobleme der Zukunft. Es existieren einige überlegene Alternativen wie Ada und "C" (die Unix- Sprachen), Forth (eine Assembler-ähnliche Sprache) und nicht zu vergessen Small Talk (die Programmiersprache, die in Versionen von Apples Lisa und des neuen Macintosh Verwendung findet).

Ein anderes Feld des Interesses sind Mikrocomputer-Betriebssysteme Von technologischen und marktorientierten Gesichtspunkten gleichermaßen wichtig sind zur Zeit MS-DOS, Concurrent CP/M und Unix. Lisa und Macintosh offerieren eigene Alternativen hierzu Alle diese Sprachen haben ihre Bedeutung im Markt und kämpfen in einem Verdrängungswettbewerb um Verbreitungsgrade.

Indes mag das wichtigste Betriebssystem des Jahres 1989 nicht nur zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht existieren, sondern vielleicht Konzeptionen enthalten, die uns heute noch absurd erscheinen.

Die gesamte Studie kann bei IDC, Wiesbaden, angefordert werden.