Der RoI sagt nur die halbe Wahrheit

08.12.2005
Von Johannes  Lorenz

Liegt der Zinssatz beispielsweise um zwei Prozentpunkte höher, also bei neun Prozent, so liefert das RZ-Projekt einen deutlich höheren NVP. Dieser Effekt lässt sich über die viel kürzere Payback-Zeit erklären, weil damit die Kapitalrückzahlung früher beginnt. Bei einem um zwei Punkte niedrigeren Zinssatz von fünf Prozent liefert aber wieder das EDI-Projekt den höheren NPV. Solche Szenario- und Sensitivitätsanalysen lassen sich leicht in die NVP-Berechnung integrieren. Bei positiven NPV-Werten, die keine großen Unterschiede aufweisen, sollte man sie nutzen, um sich ein klareres Bild zu verschaffen.

Außerdem ist es sinnvoll, die anderen vorgestellten Methoden in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Denn auch der NPV hat einen kleinen Nachteil: Bei Investitionsvorlagen geht es immer wieder um die Frage, wie sich mit einem limitierten Budget das bestmögliche Ergebnis erzielen lässt. Aus der NPV-Zahl geht aber nicht hervor, wie hoch das Erstinvestment ist.

Hier kann man sich mit zwei Methoden helfen. Eine davon ist der Profitability Index (PI). Berechnet wird er mit der Formel

Der PI lässt sich als Ordnungskriterium für eine Rangfolge der Projekte nutzen.

Internal Rate of Return (IIR)

Die andere Methode ist die Internal Rate of Return (IRR). Der kritische Leser hat vermutlich bemerkt, dass mit steigendem Zinssatz der NPV zurückgeht und irgendwann den Wert 0 annehmen wird. Der Zinssatz, bei dem genau das passiert, wird mit der IRR-Methode ermittelt. Die Formel hierfür sieht folgendermaßen aus:

Diese Gleichung ist nach "r" aufzulösen. Mit Hilfe einer Tabellenkalkulation lässt sich ein Polynom höherer Ordnung iterativ bestimmen. In dem gewählten Beispiel sieht das so aus, wie in der Tabelle unten dargestellt.

Das RZ-Projekt erzielt hier eine IRR von 16 Prozent. Solange also das Unternehmen für seine Investition einen günstigen Zinssatz als 16 Prozent bekommt, liefert das Projekt einen positiven NPV und wäre folglich zu akzeptieren. Liegen die Kapitalkosten höher, wäre es abzulehnen.

Die Internal Rate of Return bezeichnet den Zinssatz, bei dem der NPV gleich 0 ist.
Die Internal Rate of Return bezeichnet den Zinssatz, bei dem der NPV gleich 0 ist.

Die so ermittelbare "Breakeven-Discount-Rate" wird von den Finanzabteilungen meist vorgegeben - als "Hurdle Rate" für interne Projekte. Jedes Vorhaben, das finanziert werden soll, muss dann eine Internal Rate of Return vorweisen, die mindestens dem festgelegten Schwellenwert entspricht. Bei einer durchaus typischen Hurdle Rate von 20 Prozent würden sowohl das RZ-Projekt als auch das EDI-Projekt abgelehnt - trotz guter Werte für RoI, Payback und Net Preset Value.