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Der Prozeß: Letzter Zeuge der Verteidigung

22.06.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) – Im laufenden Kartellverfahren gegen den Softwareriesen Microsoft trat gestern Dr. Richard Schmalensee, Dekan der Sloan School of Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT), für die Verteidigung in den Zeugenstand. Der letzte der drei Verteidungszeugen behauptete, daß die Marktstrategie für den Microsoft-Browser Internet Explorer (IE) den Kunden nur Vorteile gebracht hätte, wie niedrigere Preise und eine qualitativ höhere Internet-Software. Das sei in dem instabilen High-Tech-Markt nur durch die uniformen Microsoft-Standards möglich gewesen. Ferner könne von einem Monopol des Softwaregiganten keine Rede sein, da der "Browser-Krieg" immer noch tobe.

Schmalensee malte zudem ein sehr schwarzes Bild für die Zukunft von Microsoft, da Konkurrenz von allen Fronten drohe, vor allem dem Internet, den Handhelds und dem offenen Betriebssystem Linux. Die Aussage, daß der zunehmende Wettbewerb im Internet Microsoft gefährden werde, stieß jedoch auf Skepsis beim Bundesbezirksrichter Thomas Penfield Jackson. Der meinte dazu nur, daß die Verbraucher ja immerhin erst einmal ins Internet kommen müßten und dafür gäbe es im Regelfall lediglich Microsofts IE oder den Netscape Navigator. Wörtlich sagte er: "Und wenn man nur den Explorer und nichts anderes hat, dann benutzt man den Explorer."

Morgen hat die Anklage unter der Leitung von David Boies die Möglichkeit, Schmalensee ins Kreuzverhör zu nehmen. Mit dieser Woche endet die 21-wöchige Zeugenanhörung für das Verfahren, in dem Microsoft unlauterer Wettbewerb durch die Koppelung des IE an sein Betriebssystem vorgeworfen wird.