Arbeiten nach Scrum

Der Product Owner hat die Kosten im Blick

16.06.2021
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
In agilen Projekten greifen mehrere Rollen ineinander. Eine Product Ownerin gibt Einblick in ihren Job.
Eines der Prinzipien von Scrum ist ein crossfunktionales Team, das aus Product Owner, ­Scrum Master und einem Entwicklungsteam besteht.
Eines der Prinzipien von Scrum ist ein crossfunktionales Team, das aus Product Owner, ­Scrum Master und einem Entwicklungsteam besteht.
Foto: fizkes - shutterstock.com

Über 30 Jahre ist Fadila Mumbašic schon in der IT-Welt unterwegs. Nach ihrem Informatik-Studium in Sarajevo kam sie 1991 mit ihrem Mann nach Deutschland. Ihre Offenheit für die neue Kultur und Intensivsprachkurse halfen ihr, sich schnell zu integrieren und Fuß zu fassen. 1998 begann sie in Pforzheim als Softwareentwicklerin bei Uniserv, einem Softwareanbieter für Customer Data Management.

Nach der Geburt ihrer Kinder hat sie wieder früh zu arbeiten begonnen, aber bewusst in Teilzeit. "Die Nachmittage gehörten den Kindern", erinnert sich die Informatikerin. Mit einer Führungsaufgabe hat sich das damals für sie nicht verbinden lassen: "Als Führungskraft habe ich den Anspruch an mich, voll für meine Teams da zu sein. Heute, mit der Möglichkeit zu Home-Office und flexiblen Arbeitszeiten, ist es leichter, eine ausgewogene Work-Life-Balance zu erreichen und auch im Gleichgewicht zu halten."

Teamleitung und Product Owner

Mittlerweile leitet Mumbašic zwei Entwicklungsteams, eines ist mit der Neu­entwicklung eines Location-Services befasst, das andere entwickelt ein Kundenportal. Zusätzlich ist Mumbašic als Product Owner in agilen Projekten im Einsatz. Eines der Prinzipien von Scrum ist ein crossfunktionales Team, das aus Product Owner, ­Scrum Master und einem Entwicklungsteam besteht, in dem vom Designer über den Softwareentwick­ler und Tester bis zum Business Analyst alle vertreten sind, die für die Entwicklung eines Produkts nötig sind.

Fadila Mumbasic, Uniserv: "Als Product Owner sage ich zwar, welches Feature ent­wickelt wird, aber nicht wie.“
Fadila Mumbasic, Uniserv: "Als Product Owner sage ich zwar, welches Feature ent­wickelt wird, aber nicht wie.“
Foto: Uniserv

Als Product Owner muss Mumbašic die An­forderungen der unterschiedlichen Stakeholder verstehen, sie gegebenenfalls generalisieren und abstrahieren, einplanen und sie den Teams erläutern. Bei der Backlog-Pflege und -Priorisierung muss sie drei Größen im Auge haben:

  1. Inhalte,

  2. Termine und

  3. Kosten.

Eine dieser Größen sollte variabel gehalten werden. Ein Beispiel: Gibt es einen fixen Abgabetermin, muss der Inhalt flexibel gehalten werden können. In den Entwicklungs­prozess selbst mischt sie sich als Product Owner aber nicht ein, unterstreicht Mumbašic: "Als Product Owner sage ich zwar, welches Feature entwickelt wird, aber nicht wie."

Führung erlebt schnellen Wandel

Herausfordernd ist auch die Teamleitung, da das Thema Führung einen schnellen Wandel erlebt. Anfangs war Mumbašic in erster Linie Vorgesetzte im klassischen Verständnis einer ­Führungskraft, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter förderte. Heute liegt ihr Fokus als "Servant Leader" darauf, die Teams so weit zu ­unterstützen, dass die sie gar nicht brauchen.

Ein wichtiger Bestandteil einer agilen Entwicklungsorganisation ist in ihren Augen die Selbstorganisation der Teams. Ihre Aufgabe als Teamleiterin begreift Fadila Mumbašic in dem Sinne, das Team so zusammenzustellen, dass unterschiedliche Skills vertreten sind, die Leute sich ergänzen, aber sich auch nicht scheuen, sich gegenseitig um Hilfe zu bitten.

Retrospektive im Team

Ein wichtiges Instrument zur Förderung der Teamentwicklung in der Scrum-Welt ist auch die Retrospek­tive, erklärt die Informatikerin: "In der Retrospektive blicken wir auf den Sprint zurück, fragen konkret nach den Schwachstellen und erarbeiten Ansätze zur Verbesserung."

Kollegialität, Miteinander und Für­einander prägen Mumbašics Führungsstil. Sie ist dankbar, diesen in der "vertrauensvollen New-Work-Unternehmenskultur" bei Uniserv verwirk­lichen zu können. Natürlich unterliege diese einer ständigen Justierung, man müsse da auch mal neue Wege suchen. In ihren Augen gehören Aspekte wie Resilienz und Achtsamkeit genauso dazu wie die fachlichen und technologiebezogenen Themen.

Digital sind wir alle nah

Gerade in Zeiten von Corona und Remote Work müsse man die Arbeitsbedingungen immer wieder anpassen. Fadila Mumbašic organisiert die Zusammenarbeit in ihren Teams nach dem Motto "Digital sind wir alle nah". Ist einer im Home-Office, finden die Meetings der Teams remote statt. Künftig haben die Führungskräfte die Aufgabe, die Präsenztage im Büro zu gestalten und neue Formate auszuarbeiten. Sie geht davon aus, dass in Zukunft deutlich mehr Menschen im Home-Office arbeiten werden, auch wenn das Coronavirus besiegt ist.

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