Gateway will jedes Angebot der Konkurrenz unterbieten

Der Preiskampf im PC-Geschäft eskaliert

08.06.2001
MÜNCHEN (CW) - "PC Price War? - Cool!" Mit diesem Motto heizt Direktanbieter Gateway den vor wenigen Wochen von Dell entfachten Preiskampf im PC-Geschäft weiter an. Der Hersteller will nach eigenen Angaben jedes Angebot der Konkurrenz unterbieten. Ob das Ende vergangenen Jahres ins Trudeln geratene Unternehmen mit dieser Strategie Profite erwirtschaften kann, bleibt indes zweifelhaft.

Mit einer breit angelegten Werbekampagne will Gateway neue Kunden gewinnen. Der im kalifornischen San Diego ansässige Direktanbieter verspricht unter "Gateway Guarantee", jeden Preis der Konkurrenz zu unterbieten. Wer in amerikanischen Gateway-Stores ein Angebot von Dell, Compaq, Hewlett-Packard (HP), IBM, Toshiba oder Sony vorlege, bekomme einen vergleichbaren PC zu einem günstigeren Preis, erklärt Gateway-CEO Ted Waitt. Die Frage, ob mit dieser Aktion ein verschärfter Preiskampf im PC-Geschäft eingeläutet wird, stellt sich für Waitt nicht. "Aus unserer Sicht gibt es in der PC-Industrie seit 1985 einen Preiskrieg", sagt der Gateway-Chef.

Hardware verspricht keinen Profit"Gateway zeigt seine Zähne", interpretiert Roger Kay, Analyst bei International Data Corp. (IDC), die Offensive. Mit dem Versprechen, jeden Preis der Konkurrenz zu schlagen, ließen sich Kunden in die Geschäfte locken. Dabei verzichte der Hersteller auf Gewinne aus dem Hardwaregeschäft und hoffe auf zusätzliche Einnahmen rund um den Rechnerkauf wie zum Beispiel Services oder Schulungen.

Die Aktion auf Deutschland auszuweiten ist bislang nicht geplant, erklärt Michael Schönrock, Deutschland-Chef von Gateway. Sicher sei jedoch, den Preiskampf auf andere geografische Regionen, darunter auch Teile Europas, auszudehnen. Allerdings fehlt in Deutschland die Ladenkette, in die Besucher gelockt werden sollen. Laut Schönrock werde man versuchen, zusätzliches Geschäft am Telefon zu generieren, sollte die Kampagne auch in Deutschland gestartet werden.

Direktanbieter Gateway kämpft seit Ende vergangenen Jahres mit Problemen, als das schlechte Weihnachtsgeschäft in den Vereinigten Staaten Umsatz und Gewinne aller PC-Hersteller schrumpfen ließ. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wies Gateways Bilanz einen Verlust in Höhe von 503 Millionen Dollar aus. Der Marktanteil in den USA, der wichtigsten Region für das Unternehmen, sank von 9,1 auf 8,5 Prozent.

Mit der jetzt gestarteten Preisoffensive will Gateway die Wende im defizitären Computergeschäft schaffen. Ende April hatten die Verantwortlichen angekündigt, dass im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2001 die Zahl der abgesetzten Rechner wieder steigen und das Unternehmen damit nach einer langen Durststrecke wieder schwarze Zahlen schreiben werde.

Analysten gehen davon aus, dass der Gateway-Vorstoß eine neue Runde im PC-Preiskampf einläuten wird. Laut den Experten wird diese Spirale aus sinkenden Preisen, schrumpfenden Margen und geringeren Profiten Opfer unter den Herstellern fordern. Ob Gateway den Preiskrieg bis zum bitteren Ende durchstehen kann, bezweifeln die Marktbeobachter. Nach Ansicht von Brooks Gray, Analyst bei Technology Business Research, werde Gateway mit den Billigangeboten zwar seinen Absatz steigern können, aber die Margen würden dadurch unter starken Druck geraten.

Auch die Gateway-Verantwortlichen wissen offenbar, dass die Preisspirale das eigene Unternehmen ins Verderben reißen könnte und haben deshalb einen Rettungsschirm in ihr Angebot eingebaut. In der offiziellen Mitteilung heißt es, die Offerten würden für eine begrenzte Zeit gelten. Damit hält sich der Hersteller ein Hintertürchen offen, die Kampagne schnell zu beenden.