"Schmerzlicher Mangel" gerade im Elektronik- und DV-Sektor:

Der Post fehlen Tausende von Ingenieuren

17.07.1987

NÜRNBERG (CW) - Der Nachwuchs ist für uns von existentieller Bedeutung: Abteilungspräsident Edgar Roth in der Oberpostdirektion Nürnberg sieht für den Ausbau technischer Kommunikationssysteme

- Stichwort ISDN - harte Zeiten kommen, fehlen doch der Post 2500 Fachhochschul-Ingenieure.

Diese Zahlen nannte Roth anläßlich der Stiftung einer vermittlungstechnischen Anlage an die Fachhochschule Nürnberg. Gerade im Bereich Elektronik und Datenverarbeitung mache sich der Mangel an qualifizierten Fachkräften "schmerzlich" bemerkbar.

Für die Deutsche Bundespost sei die Nachwuchsgewinnung von existentieller Bedeutung, vor allem angesichts des geplanten Ausbaus der technischen Kommunikationssysteme und der im nächsten Jahr beginnenden Einführung des Dienste-integrierenden digitalen Fernmeldenetzes ISDN.

Kürzlich gab des Bundespostministerium einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Nachwuchssituation im gehobenen Dienst bei der Deutschen Bundespost, speziell im gehobenen fernmeldetechnischen Dienst, bekannt. Unter anderem soll interessierten Fernmeldehandwerkern, die sich zum Elektroingenieur weiterbilden wollen, für die Dauer der Weiterbildung Studienförderung und Urlaub ohne Bezüge gewährt werden. Das Arbeitsverhältnis bleibt während des Studiums bestehen.

Auch bei der Besoldung der angehenden Fernmelde-Ingenieure konnte die Deutsche Bundespost vor kurzem im Einvernehmen mit dem Bundesinnenminister und dem Bundesfinanzminister mit der Einführung eines Anwärtersonderzuschlages eine Verbesserung erzielen. Werden jedoch Ausbildungskapazitäten nicht rasch ausgeweitet, sieht der Abteilungspräsident in der Oberpostdirektion Nürnberg "die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft auf dem Weltmarkt gefährdet".

Indes ist der Ingenieurmangel nicht allein auf die Deutsche Bundespost beschränkt. Auch die Fernmeldeindustrie - so Roth - habe einen großen Bedarf. Darüber hinaus sei die Situation in den europäischen Nachbarländern "nicht besser als in der Bundesrepublik". So würden in Großbritannien, Frankreich und Österreich über 20000 Diplom-Ingenieure fehlen.

Die Oberpostdirektion Nürnberg nimmt laufend Bewerbungen von Fachhochschul-Absolventen mit den Studiengängen Nachrichtentechnik, Allgemeine Elektrotechnik und Elektrische Energietechnik sowie Maschinenbau entgegen. Studierenden, die eine spätere Beschäftigung bei der Deutschen Bundespost anstreben, gewährt die Bundespost Studienbeihilfen. Über Einzelheiten kann sich jeder Interessent beim Ausbildungsreferat 35 B der Oberpostdirektion Nürnberg, Telefon 0911/10-3562 und -3563, eingehend informieren.