Hersteller arbeiten an Erweiterungen

Der PCI-Bus ist nicht immer erste Wahl

19.07.1996

Der PCI-Bus ist in die Kritik geraten. High-end-Anwendungen wie Datenbanken oder Finanzprogramme und geclusterte Server- Systeme benötigten einen schnelleren Datendurchsatz und eine höhere Zuverlässigkeit, meint etwa John Dunkle, President des Beratungshauses Workgroup Strategic Services in Portsmouth, New Hampshire. Mehrere Hersteller basteln inzwischen an 64-Bit- Implementationen des PCI-Bus, um die Durchsatzraten zu erhöhen. PCI-Systeme arbeiten derzeit mit einer Bus-Breite von 32 Bit.

Digital Equipment hat für seine "Alpha"-Linie bereits ein 64-Bit- PCI-Chipset entwickelt. Auf der I/O-Karte hängen dabei zwei voneinander unabhängige Busse am System-Bus, die jeweils vier Steckplätze zur Verfügung stellen. Pro Bus könne eine Datentransferleistung von 200 bis 250 MB pro Sekunde erzielt werden, verspricht Jehuda Kraft aus dem technischen Support von Digital Equipment. Der 32-Bit-PCI-Bus überträgt theoretisch maximal 132 MB/s. Für Abteilungs-Server sei er jedoch völlig ausreichend, meint Kraft.

Ausreichende Leistung nur bis zum LAN

Bei Compaq schätzt man die Situation ähnlich ein. Der Hersteller arbeite zwar ebenfalls an einer 64-Bit-Variante des PCI-Bus, so Stephan Mey, Produkt-Manager Mainstream-Server bei der deutschen Tochtergesellschaft. Nach seiner Ansicht trifft es aber nicht zu, daß der PCI-Bus für große Anwendungen zu langsam sei. Die TPC/C- Benchmarks des Server-Modells "Proliant 5000" zeigten, daß der PCI-Bus auch für Mission-critical-Applikationen geeignet sei.

Auch für Jörg Kissner, Business Development Manager für PC-Server und Netzwerksysteme bei Hewlett-Packard, reicht der herkömmliche PCI-Bus für PC-Server in LAN-Umgebungen aus. HP setzt in seinen Multiprozessor-Servern auf PC-Basis schon seit längerem ein PCI- Peer-to-peer-System ein. Dabei greifen zwei getrennte PCI-Busse auf einen Multiprozessor-Bus zu. Je PCI-Bus könnten laut Kissner theoretisch 95 MB/s an den Multiprozessor-Bus übertragen werden. HP arbeitet zusammen mit Intel an einer Erweiterung dieser Technik, die unter dem Namen "Eye-2-O" vermarktet werden soll.

In der Entwicklungsabteilung für Pentium-Boards bei Siemens- Nixdorf heißt es zum Thema PCI-Erweiterung lapidar, man werde den Mitbewerbern in nichts nachstehen. Für Michael Ringel aus dem PC- Server Consultancy Center der IBM ist der PCI-Bus noch lange nicht ausgereizt. Für die Anforderungen in heutigen LANs biete das Bus- System genügend Leistung. In echten geclusterten SMP-Systemen reichten die mit PCI möglichen Übertragungsraten aber nicht aus. Zu den PCI-Entwicklungsplänen gab IBM bis Redaktionsschluß keine offizielle Stellungnahme ab.