Anschluß vieler kleiner Unternehmenseinheiten an Mainframes:

Der PC stellt sich als 3270-Terminal dar

04.09.1987

Der Anschluß vieler kleiner Unternehmenseinheiten an Mainframes beschäftigt mehr und mehr die Verantwortlichen in den großen

DV-Shops. Versicherungsgesellschaften, Handels- und Industrieunternehmen stehen vor der Entscheidung, ob und auf welche Weise ihre Agenturen, Filialen, Vertriebsbüros mit dem zentralen Host verbunden werden sollen.

In der Vergangenheit war für den IBM-Anwender der Anschluß einer Außenstelle mit relativ hohen Investitionen verbunden. Wollte er einen einzigen Bildschirm betreiben, so mußte er eine Steuereinheit 3274 plus Bildschirm kaufen. Hinzu kamen die laufenden Betriebskosten, bei denen sich die monatlichen Leitungskosten gravierend niederschlugen.

Leitungskosten bleiben weiter unverändert hoch

Mit dem Einzug der PCs veränderte sich die Landschaft. SDLC- und Datex-P-Adapter ermöglichten den Anschluß dieser Geräte bei relativ niedrigen Hardwarekosten. Jedoch blieben die Leitungskosten unverändert hoch. Diese sind aber nach wie vor maßgeblich verantwortlich dafür, daß die zentrale Anbindung von PCs nicht in größerem Ausmaß stattfindet. Schwächen von SDLC- und Datex-P-Adaptern in der 3270-Emulation sind ein weiterer Grund, weshalb derartige Lösungen nicht realisiert wurden (kein Extended Datastream, keine Farbe, nur Modell 2 und so weiter).

So war man auf der Suche nach preisgünstigen Alternativen. Btx hieß das neue Schlagwort. Ausgesprochen preisgünstig ist es allemal, jedoch stellen sich für den IBM-Maineframe-Anwender ungünstige Begleiterscheinungen ein, mit denen er in einer Btx-Umgebung leben muß und die sich in der Praxis als untragbar erweisen:

1. lange Systemaufbauzeiten,

2. niedrige Übertragungsgeschwindigkeit,

3. eingeschränkte Verwendungsmöglichkeiten vorhandener 3270-Bildschirm-Anwendungen,

4. keine Nutzungsmöglichkeiten von 3287-Druckprogrammen.

Punkt 3 kann einen immens großen Aufwand verursachen, weil damit eine doppelte Programmentwicklung und -pflege verbunden ist.

Abhilfe könnte ein Verfahren schaffen, das niedrige Übertragungskosten bei akzeptablem Antwortzeitverhalten gewährleistet und dennoch die Möglichkeit bietet, vorhandene 3270-Bildschirmanwendungen und 3287-Druckerprogramme eins zu eins zu nutzen. Realisierbar ist das heute auf Basis intelligenter Prozessorplatinen, die als Steckkarte in einen XT oder AT eingebaut werden. Diese kommuniziert über eine HfD-Standleitung (SDLC) oder über Datex-P mit dem Mainframe.

Solche Platinen sind in der Lage, bis zu 32 Logical Units (LU) zu verwalten, wobei die Ein-/Ausgabeeinheiten über serielle Schnittstellen anzuschließen sind. Diese Ein-/Ausgabeeinheiten entsprechen dann jeweils einer LU und können über zwischengeschaltete Modems betrieben werden. Hier liegt der Knackpunkt dieser Lösung. Bei Verwendung von billigen Einbaumodems der Deutschen Bundespost (fünf Mark pro Minute) kann die Ein-/Ausgabeeinheit zum Fernsprechnahtarif (Acht-Minuten-Takt) mit einer Leistungsgeschwindigkeit von 1200 Baud angeschlossen werden.

Als Ein-/Ausgabeeinheiten sind PCs oder asynchrone Terminals denkbar. Diese müssen in der Lage sein, Original-3270-Host-Anwendungen ohne Einschränkung zu fahren. Um ein hohes Maß an Dätenübertragungssicherheit zu gewährleisten, empfiehlt es sich, mit einem gesicherten Übertragungsprotokoll zu arbeiten. Damit werden Übertragungsfehler im öffentlichen Fernsprechnetz vermieden.

Gelingt dies, so eröffnet das Konzept neue Möglichkeiten, viele kleine Unternehmenseinheiten ohne die vorher beschriebenen Nachteile mit einem zentralen Mainframe zu verbinden. Die Grafik soll das exemplarisch verdeutlichen: Zwischen dem Host in München und der Hauptfiliale in Frankfurt gibt es eine Standleitung (HfD) oder eine Datex-P-Verbindung. In Frankfurt steht ein XT AT mit einer intelligenten Prozessorplatine, die sich gegenüber dem Host wie eine 3174 darstellt und via Modem die SNA-Kommunikation einschließlich Datex-P erledigt. Die Außenstellen in Mainz, Offenbach und Wiesbaden sind über preisgünstige Einbaumodems zum Fernsprechtarif für den Nahbereich (Acht-Minuten-Takt) mit dem PC in Frankfurt verbunden.

Kostenmäßig schlägt also nur die Datex-P-Verbindung München-Frankfurt zu Buche, zuzüglich der relativ niedrigen Telefongebühren für die Anschlüsse in Mainz, Offenbach und Wiesbaden. Mit 1200 Baud sind akzeptable Antwortzeiten zu erwarten. Für den Mainframebetreiber stellt sich der außenstehende PC wie ein 3270-Terminal dar, mit dem Vorteil, daß existierende Dialoganwendungen eins zu eins laufen. Am PC angeschlossene Drucker werden vom VTAM als 3287-Drucker angesprochen.

Besonders preisgünstig gestaltet sich die Konfiguration, wenn anstatt der PCs asynchrone Bildschirmterminals verwendet werden. Die intelligente Prozessorplatine ermöglicht den 3270-Betrieb mit derartigen Low-cost-Terminals.

Im Gegensatz zu Btx bietet diese Lösung Wachstumsperspektiven. An die vor Ort installierten PCs kann man später weitere PCs oder asynchrone Terminals anschließen, die wiederum 3270-Zugriff auf den zentralen Host haben.