Der PC-Markt ignoriert die Prognosen

25.01.2006
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Stillstand an der Spitze

Gepflegte Langeweile herrscht wie gewohnt in der Rangliste der Anbieter. Dell lag weltweit vor Hewlett-Packard (HP), in Emea war es umgekehrt. Die Texaner wuchsen in beiden Regionen schneller als HP, Acer gewann in der Spitzengruppe jeweils am meisten hinzu. Überraschungen sucht man hier vergebens.

Spannend wie noch nie verläuft jedoch das Rennen um die Kunden im CPU-Segment, dem eigentlichen Herzstück aller PCs. Hier hat sich Intels jahrelange One-Man-Show in ein Duell verwandelt, auch wenn die Waffen immer noch nicht gleichmäßig verteilt sind. Während Intel einem ausgewachsenen Dobermann gleicht, erinnert AMD an einen wild gewordenen Dackel, der umherspringt, kläfft und so die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Dobermann wiederum ist sich nicht sicher, ob er den Rivalen wegbeißen oder ignorieren soll - beides ist längst nicht mehr so einfach wie früher.

Zudem kann AMD Erfolge vorweisen, die hellhörig machen: Angaben des Herstellers zufolge stieg der Anteil am CPU-Markt im vierten Quartal 2005 auf 15,3 Prozent nach 9,6 Prozent im Vorjahreszeitraum. Ein Analyst bezeichnete dies als "durchgreifendste Veränderung im Prozessorgeschäft der vergangenen acht Jahre". Intels Umsatz wuchs im vierten Quartal um sechs Prozent, AMD legte um 45 Prozent zu. Intels Aktie verlor vergangenen Mittwoch über zehn Prozent, AMD-Papiere stiegen am Donnerstag um über zehn Prozent. Hinzu kam, dass Intel die eigenen, noch im Dezember verkündeten finanziellen Ziele für den Umsatz und den Profit verfehlte.

Rasche Besserung ist nicht in Sicht: Sequenziell geht AMD von einem leichten Rückgang der Einnahmen im laufenden Berichtszeitraum aus, Intel erwartet ein Minus von acht Prozent. Dies wären drei Prozentpunkte mehr als saisonal üblich. Wenn sich AMDs Prognose erfüllt, bedeutet dies einen Umsatzanstieg im Jahresvergleich um 70 Prozent. Betrachtet man nur die CPU-Sparte von AMD und lässt die ausgegliederten Speicherchips ("Spansion") außer Acht, belief sich der Umsatzanstieg im jüngsten Quartal sogar auf 79 Prozent. Der Aufsteiger rief das Ziel aus, im Jahr 2009 einen PC-Marktanteil zwischen 25 und 30 Prozent zu erreichen.