Der PC-Markt ignoriert die Prognosen

25.01.2006
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Die hohe Nachfrage nützt vor allem AMD, während Intel mit sich selbst beschäftigt ist.

Drei Konstanten haben in der Vergangenheit das PC-Geschäft geprägt: Marktforscher lagen mit ihren Prognosen daneben, die Gewinnspannen der Hersteller schrumpften, und Intels Stellung war sicher. Zumindest Letzteres gilt seit rund einem Jahr nicht mehr, denn AMD macht kontinuierlich Boden gut, hat einige neue Produkte vor dem Altmeister auf den Markt gebracht und sich an der Börse zum Liebling der Anleger entwickelt.

Hier lesen Sie ...

  • wie sich der PC-Markt 2005 entwickelt hat;

  • warum AMD eine reale Bedrohung für Intel darstellt;

  • welchen Marktanteil der kleine Konkurrent hat und welchen er anstrebt;

  • wieso die Börse Intel fallen ließ.

Noch ist der Abstand zwischen den Unternehmen groß, doch konnte AMD zumindest beim Umsatz etwas aufholen.
Noch ist der Abstand zwischen den Unternehmen groß, doch konnte AMD zumindest beim Umsatz etwas aufholen.

Intel hingegen schloss das vierte Quartal 2005 schlechter als erwartet ab und veröffentlichte zudem eine pessimistische Prognose, was den Aktienkurs einbrechen ließ. Der Mitte Mai inthronisierte CEO Paul Otellini agierte bislang glücklos, legt man die Entwicklung an der Börse zugrunde: rauf, runter, rauf, runter.

Mit der Entwicklung des PC-Marktes kann Intel seine Schwäche nicht begründen: Das Umfeld entwickelt sich besser als erwartet. Im vergangenen Juni hatte Gartner Dataquest für das Jahr 2005 den Absatz von knapp 203 Millionen PCs vorhergesagt, für 2006 waren 219 Millionen Rechner angepeilt. Stattdessen wurden weltweit im Jahr 2005 rund 218,5 Millionen PCs verkauft, wie Gartner vorige Woche bekannt gab. Der Anstieg belief sich auf 15,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Korrekturbedarf

Die Konkurrenz von IDC hatte im vergangenen März sogar noch die Absatzprognose für den weltweiten PC-Markt auf 195 Millionen Systeme beziehungsweise einen Zuwachs um knapp zehn Prozent reduziert. Im Lauf des Jahres mussten die Marktforscher ihre Erwartungen mehrmals nach oben korrigieren, um letztlich immer noch knapp daneben zu liegen. Nach vorläufigen Berechnungen zählte IDC im PC-Markt 2005 einen Anstieg um 16,4 Prozent auf 208,6 Millionen verkaufte Geräte.

Während IDC lediglich Zahlen für die einzelnen Hersteller nannte, verkündete Gartner zudem eine interessante Entwicklung: Erstmals lagen die Verkäufe in der Region Emea (Europa, Naher Osten, Afrika) über denen in den USA. Wurden in den Vereinigten Staaten im Jahr 2005 rund 67 Millionen PCs ausgeliefert, konnten die Emea-Lieferanten 72,6 Millionen Rechner absetzen. Das stärkste Wachstum verzeichneten Asien (ohne Japan) und Lateinamerika mit jeweils 26 Prozent. Die Emea-Region legte um 17 Prozent zu, der USA-Markt wuchs um schwache 7,5 Prozent.