Die Branche rechnet mit ähnlichen Problemen wie 1988

Der PC-Industie steht ein schwieriges Jahr bevor

09.02.1990

TUCSON (vwd) - Führende Vertreter der PC-Industrie rechnen für 1990 nicht mit einer Marktbelebung. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, haben sie auf einem PC-Forum in Tucson (Arizona) eine ganze "Litanei" von Problemen aufgezählt, die 1990 zu einem ähnlich schwierigen Jahr wie 1988 machen dürften. Im vergangenen Jahr hatten viele Gesellschaften entweder einen Rückgang der Gewinne oder sogar Verluste hinnehmen müssen.

Zu den Schwierigkeiten gehören Überkapazitäten und die durch konkurrierende Betriebssysteme hervorgerufene Verwirrung bei den Verbrauchern. Neue Software-Pakete fanden nicht viel Anklang, und die neuesten technologischen Fortschritte seien von den Anwendern noch nicht akzeptiert worden. Dies werde die Gewinnspannen weiter schrumpfen lassen, das heißt zu niedrigeren PC-Preisen führen. Die Schätzungen für das Absatzwachstum reichen von zehn bis 20 Prozent.

Vittorio Cassoni (Olivetti) wies darauf hin, daß die Kapazität allgemein zu groß ist. Auch am europäischen Markt, der sich bisher als gesünder als der US-Markt präsentierte, würden sich die Bedingungen verschlechtern, da zu viele Gesellschaften auf diesen Markt drängten.

Jim Manzi von der Lotus Development Corp. vertrat die Ansicht, daß die Industrie technologisch zu rasch voranschreitet. 1988 sei sie den Verbrauchern um sechs bis zwölf Monate voraus gewesen. 1989 schon zwölf bis 24 Monate. 1990 komme es darauf an, diese Lücke zu verringern. Ferner wurde beklagt, daß noch nicht klar sei, wie leistungsfähigere Geräte vertrieben werden können. Maschinen wie Workstations und File Server erforderten mehr Service und Beratung, als viele Händler gegenwärtig leisten könnten.

Bei allem kurzfristigen Pessimismus sprachen die Vertreter der Herstellergesellschaften aber auch von einer neuen Expansionswelle, mit der sie rechnen, sobald einige neue Entwicklungen den Markt erreicht haben werden.

So setzt Bob Berland von der IBM große Hoffnung auf die Entwicklung besserer Informationssysteme, die den Unternehmensleitungen eine Fülle von Informationen auf Knopfdruck verfügbar machen werden, entweder über Konkurrenten oder über Details ihres eigenen Geschäfts.

Laut Berland dürften sich nicht nur diese Systeme gut verkaufen lassen, sie würden das gehobene Management auch dazu bringen, über den Einsatz von Computern in ihren Organisationen nachzudenken. +