Der Offshore-Trend erreicht Europa

14.05.2006
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Das größte Wachstumspotenzial liegt nach Ansicht der Experten derzeit im Business Process-Outsourcing (BPO). Weltweit soll dieses Segment bis 2008 um durchschnittlich 9,2 Prozent zulegen, wobei der Offshore-Anteil stetig zunimmt. Da Offshorer wie TCS oder Infosys ihre Angebote um höherwertige Dienstleistungen bis hin zum BPO und KPO- (Knowledge-Process-Outsourcing) erweitern, um langfristige Geschäftsbeziehungen aufzubauen, seien die europäischen, reinen BPO-Spezialisten gezwungen, ihre Wertschöpfung um Angebote in Niedriglohnländern zu ergänzen, um dem neuen Preisdruck standzuhalten. Gleichzeitig steigt der Standardisierungsgrad der Services: "Einfache Tätigkeiten wie Lohn- und Gehaltsabrechnungen werden künftig etwa in Guatemala konzipiert, in China gedruckt und in einem europäischen Land weiterbearbeitet", beschreibt Gartner-Analystin Cathy Tornbohm. Die Kunden könnten von diesen Trends nur profitieren: "Offshore- und Nearshore-BPO bieten hohe Qualität zu niedrigen Preisen."

Nearshoring: Die Alternative für europäische Firmen

Langjährige EU-Länder:

Irland, Nordirland, Spanien

Vorteile

  • Robuste Infrastruktur;

  • politisch und wirtschaftlich stabil;

  • keine Visumspflicht für EU-Bürger;

  • Datenschutz nach EU-Richtlinien;

  • Förderung von ausländischen Investitionen (Irland, Nordirland);

  • Muttersprache Englisch (Irland, Nordirland).

Nachteile

  • Vergleichsweise hohes Preisniveau.

Neuere EU-Länder:

Tschechien, Lettland, Polen, Ungarn, Slowakei

Vorteile

  • Niedriges Preisniveau;

  • politisch und wirtschaftlich relativ stabil;

  • keine Visumspflicht für EU-Bürger;

  • Datenschutz nach EU-Richtlinie;

  • gute technische und betriebswirtschaftliche Kenntnisse;

  • gute Deutsch- und Englischkenntnisse.

Nachteile

  • Begrenzte Zahl an Experten.

Nicht-EU-Länder:

Rumänien, Russland

Vorteile

  • Baldige EU-Aufnahme (Rumänien);

  • niedriges Preisniveau;

  • Förderung von ausländischen Investitionen;

  • gute technische Kenntnisse;

  • Umfassende Sprachkenntnisse (Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch).

Nachteile

  • Mangelhafte Infrastruktur;

  • unzureichende Globalisierung;

  • Visumspflicht;

  • politisch und wirtschaftlich relativ instabiles Umfeld.