Ramón Baez, Hewlett-Packard

"Der neue Stil der IT"

18.02.2014
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Ramón Baez, Global CIO von Hewlett-Packard, skizzierte seine Vorstellungen von einer IT, die das Business besser unterstützt.

Einfacher, agiler und preisgünstiger - so sieht die IT der Zukunft aus. Jedenfalls, wenn man Ramón Baez glauben mag. Anlässlich der diesjährigen "Handelsblatt"-Konferenz von Euroforum entwarf der Senior Vice President und Global CIO des IT-Anbieters Hewlett-Packard (HP) sein Idealbild von der Unternehmens-IT der Zukunft.

Ramon Baez, Global CIO von Hewlett-Packard
Ramon Baez, Global CIO von Hewlett-Packard
Foto: Hewlett-Packard

Der Vortragende verkürzte den Titel seiner Präsentation auf die griffige Formel: "Der neue Stil der IT". Und den beschrieb er mit drei Schlaworten: Simplicity, Agility/Velocity und Higher Value for the Cost.

Alle 60 Sekunden ...

Zum ersten dieser Stichworte übte Baez milde Selbstkritik. "Wir müssen das Komplexe einfach machen", mahnte er seine Zuhörer, unter denen sich viele CIOs befanden: "Stattdessen haben wir es häufig umgekehrt gemacht."

Warum die IT agiler werden muss, machte Baez an einer Momentbetrachtung deutlich: In jeder einzelnen Minute wachse derzeit die Masse der Mobile-Web-Nutzer um weitere 217 Personen. Innerhalb von 60 Sekunden würden 98.000 Tweets abgesetzt, mehr als 680.000 Facebook-Stati aktualisiert und elf Millionen Instant Messages verschickt. Ganz zu schweigen von den 168 Millionen E-Mails und knapp 700.000 Google-Anfragen.

Aus Sicht des HP-CIO ist es eine Grundaufgabe der IT, das Unternehmen schneller zu machen. Allerdings wisse er aus eigener Erfahrung, wie schwierig es sei, eine große und alteingesessene Organisation auf Trab zu bringen.

So ziemlich jeder Bereich bei HP habe noch irgendwo eine Cobol-Applikation am Laufen, die sich nicht kurzfristig abschalten lassen, bekannte der CIO. Die IT-Megatrends Mobility, Cloud, Social und Big Data ließen sich mit derartigen Systemen aber nicht abbilden: "Hier kollidieren zwei Welten, und wir als IT-Verantwortliche müssen dafür sorgen, dass sie stattdessen kooperieren."

Druck treibt Veränderung

Der Effizienzdruck von Seiten des Topmanagements wird von vielen CIOs als mörderisch empfunden. Baez versuchte, dem trotzdem eine positive Seite abzugewinnen: "Druck vom CEO kann eine gute Sache sein", sagte er, "denn schließlich treibt er die Veränderung voran."

Drei Pfeiler als Basis

Diese Veränderungen münden, so Baez, in eine IT-Organisation, die sich aus seiner Sicht vor allem auf drei Pfeiler stützt:

  1. Operational Excellence: Trotz aller Innovation darf die IT nicht aufhören, ihre operative Leistung zu verbessern. "Die kleinen Dinge müssen funktionieren, sonst traut man Ihnen die großen nicht zu", sagt Baez. Das heißt unter anderem: Erfahrungen sammeln und Routine entwickeln, neue Betriebsmodelle etablieren und vor allem die "Lieferfähigkeit" als Wettbewerbsvorteil gegenüber Externen pflegen.

  2. Innovation: Es ist wohl das Ziel jeder IT-Organisation, den "Run"-Anteil an den Gesamtkosten der IT zu verringern, um das "Innovation"-Budget zu vergrößern. Wie Baez auf Nachfrage einräumte, ist auch ihm das noch nicht zur Zufriedenheit gelungen. HP wende 70 Prozent der IT-Ausgaben auf, um den Laden am Laufen zu halten. Genauso wichtig sei es aber auch, die für Innovationen vorgesehenen Mittel auf die "Top-Prioritäten" zu verwenden. Der CIO müsse ständig mit Programmen glänzen, die den Zeiger in die richtige Richtung bewegen ("Move the needle"). Sonst hätten potenzielle Nachfolger eine Chance.

  3. Building Talent: Baez redet einem "Kulturwandel" innerhalb der IT-Bereiche das Wort. Sein Slogan: "Ändere die Leute, oder ändere die Leute." In der Langfassung: Wenn die Mitarbeiter nicht fähig oder willens sind, alte Denkgewohnheiten abzulegen, muss der CIO sie durch andere ersetzten. Dazu empfiehlt Baez einen "Skills Mix" aus erfahrenen IT-lern und "Digital Natives" , die das Internet mit der Muttermilch eingesogen haben. Nach denen sucht allerdings die gesamte Industrie. Zudem müssen sie nicht nur gewonnen, sondern auch gehalten werden, warnt der HP-CIO.