Förderprogramme für die New Economy angekündigt

Der Neue Markt entwickelt sich zur Jobmaschine

25.08.2000
BERLIN (CW) - Die am Neuen Markt gelisteten Hightech-Firmen entpuppen sich immer mehr als ernstzunehmender konjunktureller Motor. Dies geht aus einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger hervor, deren Ergebnisse von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller vergangene Woche in Berlin vorgestellt wurden.

Demnach sind bei den mehr als 300 am Wachstumssegment der Frankfurter Wertpapierbörse notierten Companies inzwischen rund 120000 Mitarbeiter beschäftigt. Schon Ende des Jahres könnten es gut 160000 sein, erläuterte Müller. Bis Ende 2002 gehe man von etwa 277000 Arbeitsplätzen bei dann rund 560 am Neuen Markt gehandelten Unternehmen aus. Hinzu kämen noch schwer zu beziffernde indirekte Beschäftigungseffekte bei emissionsbegleitenden Banken, Finanzdienstleistern, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern, hieß es.

Der 1997 ins Leben gerufene Neue Markt sei eine Erfolgsgeschichte per excellence, betonte der Bundeswirtschaftsminister. Das neue Handelssegment habe alle Erwartungen übertroffen und entscheidend dazu beigetragen, die Aktie als Anlageform populär zu machen. Auch die jüngsten Kursverluste könnten das Bild nicht trüben, da die Beschäftigungseffekte des Neuen Marktes "ziemlich unabhängig von Kursschwankungen" seien.

IT-Firmen stärkste Fraktion am Neuen MarktGemessen an der Zahl der notierten Unternehmen ist der klassische IT-Bereich (Internet, Software, IT-Dienstleistungen) mit rund der Hälfte aller Firmen am stärksten vertreten. Allerdings gehen laut Studie von diesem Segment nicht die wesentlichen Beschäftigungsimpulse aus, da es sich hier in der Mehrzahl um kleine und mittelständische Arbeitgeber handelt. Treibende Kräfte des "Jobmotors" seien vielmehr Unternehmen aus der Telekommunikation und industrienahen Dienstleistungen, hieß es. Wirtschaftsminister Müller geht zudem davon aus, dass sich an den günstigen Beschäftigungsprognosen auch durch den geplanten Zusammenschluss der Börsenplätze Frankfurt am Main und London nichts ändert. Die Autoren der Studie zeigen sich in diesem Punkt allerdings skeptischer und schließen im Zusammenhang mit der Fusion "Einschränkungen der prognostizierten Beschäftigungseffekte" nicht aus.

Vom Bundeswirtschaftsministerium bestätigt wurde auch ein Bericht der "Financial Times Deutschland", wonach die Bundesregierung plant, Firmen der New Economy über ein neues Kreditprogramm stärker zu fördern. Die Initiativie soll sich anders als bisher gängige Subventionspraktiken nicht auf die Finanzierung von Anlagen, Maschinen und Immobilien, sondern auf Maßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen konzentrieren - beispielsweise in Form von Geldern für die Produktentwicklung, die Vorbereitung des Markteintritts oder die Rekrutierung neuen Personals. Da die Brüsseler EU-Kommission bisher subventionierte Kredite nur für Sachinvestitionen zulässt, will das Bundeswirtschaftsminsterium dem Bericht zufolge künftig viele Förderkredite vergeben, deren Zinsen knapp überhalb der Subventionsschwelle, aber deutlich unter dem durchschnittlichen Marktzins liegen. Gleichzeitig soll mit Hilfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein spezifisches "Beschäftigungsprogramm", das verbilligte Kredite in Höhe von 50000 Euro je geschaffenem Arbeitsplatz vorsieht, aufgelegt werden.